Popper, Karl

28.7.1902, Wien – 17.9.1994, London

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Die Tragödie unseres Schulsystems besteht darin, dass die Schüler tausende von Antworten auf Fragen, die sie nie gestellt haben, bekommen, während auf die Fragen, die sie gerne stellen würden, kein Lehrer eine Antwort weiß.  Karl Popper, 1983
 

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Der Sohn eines zum Protestantismus konvertierten jüdischen Rechtsanwalts verließ 1918 vorzeitig die Schule und wurde Gasthörer an der Universität Wien. Die Matura legte er erst im zweiten Anlauf ab. Karl Popper, der ab 1919 in der sozialistischen Studentenbewegung engagiert war, kam über Fritz Kolb mit den Kinderfreunden in Kontakt und erhielt für einige Monate eine Anstellung als Erzieher. Popper war auch Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei – man konnte nichts anderes sein, es war die einzige demokratische Partei – aber ich war seit 1919 überzeugt, dass die marxistische Theorie der Geschichte unhaltbar ist (Popper, 1981).

1924 legte Popper, der auch eine Lehre als Tischler abschloss, die Prüfung an der Lehrerbildungsanstalt ab, studierte in der Folge am Pädagogischen Institut und promovierte 1928 bei Karl Bühler. 1930 erhielt er eine Anstellung als Hauptschullehrer in Wien. Er war zu dieser Zeit auch aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Erzieher, die sich aus AbsolventInnen der Schönbrunner Schule zusammensetzte.

Karl Popper gehörte auch dem "Wiener Kreis" an, in dessen Schriftenreihe sein Werk "Logik der Forschung" erschien. Otto Neurath, ebenfalls Mitglied dieser Gruppe von Philosophen und Wissenschaftstheoretikern, bezeichnete Karl Popper, der den Neopositivismus stets kritisierte, einmal als "die offizielle Opposition" des Kreises.

Karl Popper emigrierte bereits 1937 nach Neuseeland, kehrte 1945 nach Europa zurück und nahm 1946 einen Lehrauftrag für Philosophie an der London School of Economics and Political Science an. 1965 wurde er für sein Lebenswerk von Queen Elisabeth II zum Ritter geschlagen. Nach seinem Tod wurde die Urne Karl Poppers in einem Ehrengrab auf dem Lainzer Friedhof beigesetzt.

1998 wurde die Sir-Karl-Popper-Schule, 4., Wiedner Gürtel 68, "ein Schulversuch für Hochbegabte", nach dem Philosophen benannt; bei einer zweiten Schule gleichen Namens (!), 15., Schweglerstraße 2-6, handelt es sich um eine Hauptschule mit naturkundlich-technischem Schwerpunkt. Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde im Arkadenhof der Universität Wien ein Denkmal enthüllt. Und aus Anlass seines 10. Todestages wurde 2004 an seinem Wohnhaus, 13., Anton-Langer-Gasse 46, eine Gedenktafel errichtet. 2010 folgte schließlich die Benennung der Karl-Popper-Straße im Bereich des neuen Hauptbahnhofes Wien.

Werk (Auswahl): Logik der Forschung, 1934; Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, 1945; Vermutungen und Widerlegungen, 1963; Objektive Erkenntnis, 1973; Auf der Suche nach einer besseren Welt, 1984; Alles Leben ist Problemlösen, 1994.
Literatur (Auswahl): Joseph Agassi, A Critical Rationalist Aesthetics, 2008; Hans Albert, Karl Popper: Leben und Werk, 1997; Dario Antiseri, La Vienne de Popper, 2004; Wilhelm Baum, Karl Popper und der klassische Humanismus, 2002; Michelle-Irène Brundy, Karl Popper, 2006; Steve Fuller, Karl Popper and the Reconstitution of the Rationalist Left, 2007; Herbert Keuth (Hrsg.), Karl Popper. Logik der Forschung, 2007; Peter Markl (Hrsg.), Karl Popper's Response to 1938, 2008; Harald Stelzer, Karl Poppers Sozialphilosophie. Politische und ethische Implikationen, 2004; Heinz Weiss, Das Rote Schönbrunn, 2008.