Mayreder, Rosa (geb. Obermayer)

30.11.1858, Wien – 19.1.1938, Wien

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Die Schriftstellerin und Feministin Rosa Mayreder stand seit 1888 mit Frauenrechtlerinnen wie Marie Lang in Verbindung. Beruflich debütierte sie als Malerin – 1891 wurde ihre erste Ausstellung im Wiener Künstlerhaus gezeigt – und Librettistin – 1895 für die Oper "Der Corregidor" von Hugo Wolf, dessen Freundin und Förderin sie war. Im selben Jahr erschien ihr Novellenband "Aus meiner Jugend", in dem sie die Scheinmoral der bürgerlichen Gesellschaft mit ihren dramatischen Folgen für die Frauen anprangerte.

Von 1893 bis 1903 war Rosa Mayreder Vizepräsidentin des von ihr mitbegründeten Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins. 1894 hielt sie ihre erste Rede bei einer Frauenversammlung im Wiener Rathaus zum Tabuthema "Prostitution", bei der sie entschieden für die Achtung der Menschenwürde der rechtlosen Frauen eintrat. Gemeinsam mit Marie Lang und Auguste Fickert gab Rosa Mayreder ab 1899 auch die Zeitschrift "Dokumente der Frauen" heraus.

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Rosa Mayreder galt als "radikale" Exponentin des linken Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung. Früh forderte sie die explizite Einbeziehung politischer Bildung in alle Bildungskonzepte und trug, gemeinsam mit Auguste Fickert, der das größte Verdienst für das Zustandekommen "volksthümlicher Universitätscurse" für Frauen zukam, ihren Teil dazu bei, dass Frauen ab 1897 zum Studium an den Universitäten zugelassen wurden. Im Jahr 1900 war sie darüber hinaus an der Gründung des Frauenbildungsvereins Athenäum beteiligt, dessen Ziel es war, "wissenschaftliche Lehrcurse" für Frauen abzuhalten, und 1910 an der Errichtung der privaten "Kunstschule für Frauen und Mädchen".

Rosa Mayreder, die sich gemeinsam mit Bertha von Suttner bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges in der österreichischen Friedensbewegung engagierte und dem Friedensengagement auf internationaler Ebene bis zu ihrem Lebensende verbunden blieb, trat auch als scharfsinnige Essayistin hervor, die in ihren Werken "Zur Kritik der Weiblichkeit" (1905) und "Geschlecht und Kultur" (1923) den wissenschaftlich verbrämten Frauenhass vieler Zeitgenossen als Männerphantasien entlarvte, die nur wenig mit der Realität, aber um so mehr mit der Psyche und Biographie ihrer zumeist männlichen Schöpfer zu tun hatten.

Das 2001 als erste "Open University" für Frauen in Österreich gegründete Rosa-Mayreder-College wurde 2012 eingestellt. Im 4. Bezirk gibt es seit 2005 den Rosa-Mayreder-Park. 

Werk: Aus meiner Jugend, 1908; Zur Kritik der Weiblichkeit, 2 Bände, 1905/22; Die Frau und der Internationalismus, 1921; Geschlecht und Kultur, 1923; Mensch und Menschlichkeit, 1928; Die Krise der Ehe, 1929; Tagebücher 1873–1937, hrsg. von Harriet Anderson, 1988.
Literatur: Hanna Bubeniček (Hrsg.), Rosa Mayreder oder Wider die Tyrannei der Norm, 1986; Helga Kaschl (Hrsg.), Rosa Mayreder, 1989; Sabine Schäffner, Rosa Mayreder, 1858–1938, 2000; Hilde Schmölzer, Rosa Mayreder. Ein Leben zwischen Utopie und Wirklichkeit, 2002; Reingard Witzmann (Hrsg.), Aufbruch in das Jahrhundert der Frau? Rosa Mayreder und der Feminismus in Wien um 1900, 1989.