Märzgänge

Head_maerzgaenge_1912_spoe_buecher

M

TF_Maerzgaenge_Obelisk1848_Digi

Viele Jahre lang ehrten die Sozialdemokraten die Opfer der Märzrevolution von 1848, als deren Nachfolger sie sich sahen; der alljährliche Gang der Wiener Arbeiterschaft zum Grab der ersten Opfer der Revolution stellte deshalb eine Verbindung von ehrenvollem Gedenken und politischer Agitation dar.

Seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts pilgerten an den Sonntagen um den 13. März Zehntausende Menschen zum Obelisken auf dem Schmelzer Friedhof, unter dem die 35 Märzgefallenen begraben waren.

Nachdem die Gebeine der Märzopfer 1888 auf den Wiener Zentralfriedhof überführt worden waren, verzeichneten die Märzgänge einen immer größer werdenden Zustrom.

Waren es 1895 noch zwischen 30.000 und 40.000 Menschen gewesen, so gingen 1902 an die 50.000 Teilnehmer den Weg zum Obelisken – die Märzfeiern waren beinahe so populär wie die Maifeiern.
Und zum 50jährigen Andenken im Jahr 1898 erwiesen an die 200.000 Personen den bürgerlichen Revolutionären ihre Ehre.

1912 wurde die Massenfeier auf Beschluss der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in ein stilles Gedenken umgewandelt, bei dem nur noch Abordnungen der verschiedenen sozialdemokratischen Organisationen Kränze an der Begräbnisstätte niederlegten.

Literatur: Josef Seiter, Blutigrot und silbrig hell..., 1991.