Johann-Mithlinger-Siedlung

10., Neilreichgasse 100-106

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Die in den Jahren 1929 bis 1931 nach Plänen von Karl Schmalhofer errichtete Wohnhausanlage "Rasenstadt" mit insgesamt 1.136 Wohnungen in zahlreichen einzelnen Blöcken ist eine der größten Anlagen Wiens.

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Schmalhofer, der zu den meistbeschäftigten Architekten des "Roten Wien" gehörte (u.a. Erdbergerhof, SchuhmeierhofBeerhof), verband hier das Hofkonzept des traditionellen Gemeindebaus mit dem der kommunalen Siedlungsarchitektur.

 

Die Anlage wird von zwei Stichstraßen durchschnitten und von kleineren Zubringergassen längs durchzogen. Die zentralen Achsen werden durch auffällige Durchfahrtsportale markiert. Spitzerker und Eckloggien bilden charakteristische Relikte der älteren Gemeindebauarchitektur.

Die Majolikafelder mit Märchenmotiven (Rattenfänger von Hameln, Rotkäppchen etc.) des Baukünstlers Foitik an der Raxstraße erinnern – so Weihsmann (2002) – an die Idylle der früheren Siedlerbewegung.

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Die Siedlung war ein Zentrum des Widerstandes gegen den Faschismus – auch in der NS-Zeit. Einer der Führer dieser illegalen Aktivitäten war der kaufmännische Angestellte Johann Mithlinger (1898–1944).

1942 wurde er an seinem Arbeitsplatz bei der Firma Brown-Boveri von der Gestapo verhaftet und vorerst zu einem Jahr Zuchthaus, in einem neuen Verfahren jedoch zum Tode verurteilt und am 7. Juni 1944 im Wiener Landesgericht enthauptet.

Eine Gedenktafel am Eingang der Siedlung erinnert noch an zwölf weitere Bewohner, die ebenfalls Opfer des NS-Terrors wurden.

Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.