Jean-Jaurès-Hof

10., Neilreichgasse 105

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Jean_Jaures_Hof_TF_DigiDie in den Jahren 1925 bis 1927 nach Plänen von Alfred Keller und Walter Broßmann mit 433 Wohnungen errichtete Wohnhausanlage der Gemeinde Wien wurde nach dem französischen Sozialisten Jean Jaurès (1859–1914) benannt.

Jaurès war Philosophieprofessor an der Universität Toulouse und ab 1885 sozialdemokratischer Abgeordneter. Er engagierte sich im Kampf gegen den Antisemitismus (u.a. im Zusammenhang mit dem aufsehenerregenden Dreyfus-Prozess) und gegen den Nationalismus. 1904 gründete er die linke Zeitung "L'Humanité". Leidenschaftlich trat er für eine Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland ein, um den drohenden Weltkrieg noch zu verhindern. Am 31.7.1914, einen Tag vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wurde Jean Jaurès von einem nationalistischen Fanatiker in Paris erschossen.


Der sehenswerte Jaurès-Hof bildet eine große BlockverbauungJean_Jaures_Hof_TF2_Digi im Stil der "romantischen" Gemeindebauten mit Spitzerkern, bemerkenswerten Innenhöfen, eindrucksvollen Tordurchgängen, schönen Bauornamenten und zahlreichen liebevollen Details.

Die Anlage besaß neben einem Kindergarten auch eine große Zentralwäscherei, eine Gaststätte, einige Werkstätten und mehrere Geschäftslokale.

Die Jaurèsgasse im 3. Bezirk ist seit 1919 (mit Unterbrechung von 1934 bis 1947) ebenfalls nach dem französischen Staatsmann benannt.

Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.