Gruen, Victor (eigentl.: Victor David Grünbaum)

18.7.1903, Wien – 14.2.1980, Wien

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Victor Grünbaum machte sich noch während seines Architekturstudiums in Wien als politischer Kabarettist einen Namen. Der bekennende Sozialdemokrat, der bereits als junger Architekt u.a. Otto Bauers Wohnung umbaute, leitete von 1926 bis 1933/34 gemeinsam mit Robert Ehrenzweig das Politische Kabarett. Hier lernte er auch den jungen Kulissenschieber Felix Slavik kennen.

1939 floh Victor Grünbaum nach New York, wo er seinen Namen auf Victor Gruen änderte und zunächst als Zeichner arbeitete.

Zwei Jahre später zog er wegen eines interessanten Auftrags nach Los Angeles. Sein 1950 gegründetes Unternehmen "Victor Gruen Associates" entwickelte sich rasch zu einem der größten US-amerikanischen Architekturbüros. Zu Beginn der Fünfzigerjahre errichtete Gruen in Northland bei Detroit sein erstes Einkaufszentrum und 1955/56 die erste überdachte "Shopping Mall" in Southdale (Minneapolis). Sie enthielt neben Geschäften auch eine Schule, einen Hörsaal und einen Eislaufplatz.

In den USA, wo es kaum gewachsene historische Altstädte gibt, ging es Gruen v.a. darum, durch den Bau von multifunktionellen Zentren, die neben Einkaufsmöglichkeiten auch öffentliche und soziale Einrichtungen enthielten, Stadtzentren zu schaffen. Seine Stadterneuerungsprojekte sahen außerdem eine größtmögliche Autofreiheit für die Zentren selbst und großangelegte Parkmöglichkeiten rund um die Stadtkerne vor. Mitte der sechziger Jahre entwickelte Gruen die ersten Konzepte für Fußgängerzonen in Fort Worth und Fresno, Kalifornien.

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1968 gründete Gruen in Los Angeles die "Victor Gruen Foundation for Environmental Planning", die sich erstmals mit Umweltfragen in der Stadtentwicklung befasste. Nach seiner definitiven Rückkehr nach Wien im Jahr 1973 rief er das "Zentrum für Umweltplanung" ins Leben.

Anfang der siebziger Jahre war Gruen vom nunmehrigen Wiener Bürgermeister Felix Slavik mit einem Innenstadtkonzept beauftragt worden. Victor Gruen avancierte dadurch zum "Vater" der ersten Fußgängerzone, die 1974 – nach Fertigstellung der U-Bahn-Bauten – trotz teilweise harscher Kritik in der Wiener Kärntner Straße und am Graben eingerichtet wurde. Sein bekanntestes Argument lautete: Autos kaufen nichts.

Die Victor-Gruen-Gasse beim Laaer Berg in Favoriten wurde 1981 nach ihm benannt.

Anlässlich des 100. Geburtstages dieses Pioniers einer nachhaltigen und ökologischen Stadtentwicklung veranstaltete die Magistratsabteilung 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung gemeinsam mit dem Institut für ökologische Stadtentwicklung im Juli 2003 ein zweitägiges Symposium zur Erinnerung an Victor Gruen im Wiener Architekturzentrum.

Werk: Shopping towns USA. The planning of shopping centers, 1960; The heart of our cities, 1964; Meine alte Schuhschachtel. Schriften aus den zwanziger Jahren, 1973; Das Überleben der Städte. Wege aus der Umweltkrise. Zentren als urbane Brennpunkte, 1973; Ist Fortschritt ein Verbrechen? Umweltplanung statt Weltuntergang, 1975; Die lebenswerte Stadt. Visionen eines Umweltplaners, 1975.
Literatur: M. Jeffrey Hardwick, Mall maker. Victor Gruen, architect of an American dream, 2004; Beate Fellner, Auf dem Weg zur nachhaltigen Stadt. Symposium Victor Gruen, 2005; Alex Wall, Victor Gruen – from urban shop to new city, 2005.