Die 1932 nach dem ersten Präsidenten der USA und Schöpfer der amerikanischen Verfassung, George Washington (1732–1799), benannte Wohnhausanlage der Gemeinde Wien wurde in den Jahren 1927 bis 1930 nach Plänen von Robert Oerley und Karl Krist mit 1.085 Wohnungen errichtet.
Der – teilweise bereits im 12. Bezirk gelegene – Hof ist damit eine der größten Anlagen Wiens.
Als "Gartenstadt" konzipiert, nimmt der Washington-Hof einige spätere Entwicklungen vorweg: Die Höfe, die nach den jeweils dominierenden Pflanzen (Birken-, Flieder-, Ahorn-, Ulmen- und Akazienhof, das Konzept stammt von Otto Gläzer) benannt sind, wurden geöffnet, die Bauhöhe stark reduziert.
Solcherart "aufgelockert", steht die Architektur aber durchaus noch in der Tradition der kommunalen Wohnanlagen – auch wenn das "Superblockprinzip" hier bereits überwunden wird.
Besonders Robert Oerleys Bauteile (Ulmen- und Akazienhof) erzielen mit ihren spitzgiebeligen Stiegenhäusern, den rautenförmigen Putzornamenten und den verglasten Veranden eine geradezu "malerische" Wirkung und machen den Hof zu einer der "charmantesten" Wohnhausanlagen der Zwischenkriegszeit (G. Feuerstein, zit. nach H. Weihsmann, 2002).
An der zweibogigen Toreinfahrt befindet sich das Reliefmedaillon George Washingtons von Karl H. Scholz aus dem Jahr 1929.
Bevor man den George-Washington-Hof betritt, sollte man jedoch noch einen Blick auf die reich verzierte ehemalige Mutterberatungsstelle (heute: Gebietsbetreuung Favoriten) an der Triester Straße – direkt hinter der gotischen "Spinnerin am Kreuz" – werfen, wo eine große Terrakottafigur eine Frau mit zwei Kindern darstellt.
Auf den großen Birkenhof, an dem die Loggien auffallen, folgt der deutlich kleinere Fliederhof mit erhöhtem Mitteltrakt. Beim größeren Ahornhof erinnert eine Gedenktafel daran, dass sich hier am 12. Februar 1934 die Kommandostelle des Schutzbundes befand.
Nach der Köglergasse folgt der stilistisch deutlich unterschiedliche Ulmenhof mit seinen Spitzgiebeln, einem Kindergarten im Zentrum und der entzückenden Mädchen-Plastik von Hugo Taglang, der zum abschließenden Akazienhof – mit großer Grünfläche und früherem Waschsalon – eine monumental wirkende Öffnung mit großen Eckveranden besitzt.
An weiteren Gemeinschaftseinrichtungen befanden sich im George-Washington-Hof eine Bücherei im Birkenhof, ein Jugendhort und zwei Zentralwäschereien an der Wienerbergstraße – in einem früheren Waschsalon ist heute ein Supermarkt untergebracht –, die w.o. erwähnte Mutterberatungsstelle an der Triester Straße, weiters eine Post, ein Gasthaus und mehr als 40 Geschäftslokale.
Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.