Ahornhof

10., Köglergasse / Wienerbergstraße

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Der Ahornhof ist ein Teil des in den Jahren 1927 bis 1930 nach Plänen von Robert Oerley und Karl Krist errichteten George-Washington-Hofs. Eine Gedenktafel am Ahornhof erinnert daran, dass sich hier am 12. Februar 1934 die Kommandostelle des Republikanischen Schutzbundes befand.

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Der Ahornhof war für den Fall eines offenen Kampfes mit dem Dollfuß-Regime schon lange zuvor als Kommandostelle bestimmt worden. Im Laufe des 12. Februar begaben sich u.a. Otto Bauer als politischer und Julius Deutsch als militärischer Leiter des Kampfes zum Ahornhof. Allerdings konnten sie ihre Aufgaben kaum wahrnehmen, da die Motorradfahrer, die Nachrichten überbringen und Befehle weitergeben sollten, entweder frühzeitig abgefangen wurden, am Zielort niemanden antrafen oder mangels unzureichender Informationen gar nicht zum Einsatz kamen.

Otto Bauer berichtete 1934: Die Polizei war uns auf den Fersen. Ich wurde trotz Verkleidung auf der Straße erkannt. Deutsch, schon verwundet, entging der Verhaftung nur durch einen fast wunderbaren Zufall: Polizeiorgane durchsuchten das Haus, in dem er sich gerade aufhielt und bemerkten ihn nicht. […] Wir waren viel länger in Wien, als die Regierung glaubte. Als der Minister Schuschnigg im Rundfunk erzählte, daß wir die Arbeiter auf den Barrikaden allein gelassen hätten, waren wir im Standort der Kampfleitung.

Bauer und Deutsch verließen den Ahornhof am 13. Februar und retteten sich in die benachbarte Tschechoslowakei. Als ein Bataillon Soldaten mit einer Feldhaubitze, unterstützt von 40 Kriminalbeamten und etwa 100 Wachleuten, den Ahornhof angriffen, gab es nur noch vereinzelte Schüsse der Verteidiger; das Gebäude wurde rasch und ohne Verluste besetzt. 

Literatur: Otto Bauer, Der Aufstand der österreichischen Arbeiter, 1934; Julius Deutsch, Der Bürgerkrieg in Österreich, 1934; Otto Bauer, Die Wahrheit über den Februar 1934, 1945; Erich Fröschl (Hrsg.), Februar 1934. Ursachen, Fakten, Folgen, 1984; Ludwig Jedlicka (Hrsg.), Das Jahr 1934: 12. Februar, 1975; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.