Frankl, Viktor

26.3.1905, Wien – 2.9.1997, Wien

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Viktor Emil Frankl besuchte schon als Gymnasiast Volkshochschulkurse über angewandte Psychologie und kam so mit der Psychoanalyse in Kontakt. Schon früh engagierte sich Frankl in der Sozialdemokratie: 1921 wurde er Funktionär der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1924 – bereits als Medizinstudent – Obmann der Sozialistischen Mittelschüler Österreichs.

Frankl, der auch mit Sigmund Freund und Alfred Adler persönlich bekannt war, widmete sich besonders dem Themenkreis der Depression und des Suizides. Schwerpunkt seiner Arbeit war das Grenzgebiet zwischen Psychotherapie und Philosophie, die Sinn- und Wertproblematik sein lebenslanges Leitmotiv. 1926 benützte Viktor Frankl erstmals das Wort "Logotherapie" (Logos = Sinn).

Ab 1928 errichtete Frankl in Wien kostenlose Jugendberatungsstellen – unterstützt durch die Individualpsychologin Charlotte Bühler und den Wiener Stadtrat Julius Tandler.

Von 1933 bis 1937 leitete Frankl den sogenannten "Selbstmörderinnenpavillon" im PsycHilferding_Margarete_TF_Frankl_DOEWhiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien. 1938 wurde ihm aufgrund seiner jüdischen Herkunft verboten, nicht-jüdische Patienten zu behandeln, weshalb er 1940 die Leitung der neurologischen Abteilung des Rothschild-Spitals übernahm.

Hier traf er mit Margarete Hilferding zusammen, die ebenfalls nur mehr in diesem Spital arbeiten durfte. Im September 1942 wurde Frankl gemeinsam mit seiner Ehefrau Tilly und seinen Eltern nach Theresienstadt deportiert; sein Vater starb dort 1943, seine Mutter wurde in Auschwitz, seine Frau im KZ Bergen-Belsen ermordet. Viktor Frankl überlebte den Holocaust und wurde am 27. April 1945 im KZ Türkheim, einem Außenlager des KZ Dachau, von der US-Armee befreit.

Seine Erfahrungen in den Konzentrationslagern schilderte er in dem 1946 erschienenen Buch "Ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager" und dem im selben Jahr erschienenen Bestseller "...trotzdem Ja zum Leben sagen", in dem er sich für den Weg der Versöhnung aussprach.

Frankl_Viktor2_VGA1946 wurde Frankl Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik, eine Position, die er 25 Jahre lang innehatte. 1950 gründete er die "Österreichische Ärztegesellschaft für Psychotherapie".

Die von Viktor Frankl begründete Logotherapie galt bald neben der Psychoanalyse Sigmund Freuds und der Individualpsychologie Alfred Adlers als "Dritte Wiener Richtung". Frankls letzte Ruhestätte befindet sich am Wiener Zentralfriedhof.

In Zusammenarbeit mit dem 1992 gegründeten Viktor Frankl-Institut vergibt die Stadt Wien alljährlich den Viktor Frankl-Preis für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Sinnorientierten Humanistischen Psychotherapie. 2005 wurde das Viktor Frankl-Zentrum in der Mariannengasse 1 gegründet, seit 2015 gibt es an dieser Adresse auch das Viktor Frankl-Museum.

Der in den Jahren 1996/97 errichtete Wohnbau, 2., Zirkusgasse 52, wurde Viktor-Frankl-Hof benannt. 2004 erhielt ein Park am Alsergrund den Namen Viktor-Frankl-Park.

Werk (Auswahl): Ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager, 1946; Die Existenzanalyse und die Probleme der Zeit, 1947; Homo patiens. Versuch einer Pathodizee, 1950; Logos und Existenz – drei Vorträge, 1951; Der Wille zum Sinn, 1969; Im Anfang war der Sinn, 1986; …trotzdem Ja zum Leben sagen, 2000; Der leidende Mensch, 2005; Mensch sein heißt Sinn finden, 2006; Die Leiden am sinnlosen Leben, 2006; Der unbewusste Gott, 2006; Ärztliche Seelsorge – Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse, 2007; Theorie und Therapie der Neurosen, 2007; Psychotherapie für den Alltag, 2007.
Literatur: Bernadette Altenburger, Das seelsorgerische Gespräch unter Berücksichtigung der Ansätze C.R. Rogers und V.E. Frankls, 2005; Dominik Batthyány (Hrsg.), Viktor Frankl und die Philosophie, 2005; Elisabeth Boden, Geist, Verantwortlichkeit und Sinn – Bestimmung des Mensch-Seins in der Logotherapie und Existenzanalyse Viktor E. Frankls, 2005; Annemarie Kohlbacher, Grenzbereiche der Sinnlehre V.E. Frankls, 1992; Klaus Minster, Viktor Emil Frankl, 1991; Harald Mori, Was mich an Viktor E. Frankl faszinierte. Persönliche Ansichten des Privatassistenten, 2005; Eugen Thurnher, Viktor E. Frankl, 2005; Franz Tomandl, Sinn als Medizin. Viktor E. Frankl und die Logotherapie, 1997.