Csokor, Franz Theodor

6.9.1885, Wien – 5.1.1969, Wien

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In Österreich muss man den Menschen vor sich selber schützen! 

Franz Theodor Csokor war ein frühberufener Literat: bereits 1905 erschien sein erstes Werk. Während des Ersten Weltkrieges war er zunächst Soldat, später dem Kriegsarchiv zugeteilt. In dieser Zeit entstanden neben zahlreichen expressionistischen Gedichten auch die Stücke "Der Baum der Erkenntnis" und "Die rote Straße".

In den 1920er Jahren war Csokor als Dramaturg und Regisseur am Raimundtheater und am Deutschen Volkstheater in Wien tätig. In seinem Leben und Schaffen war Csokor stets eng mit der Arbeiterbewegung verbunden; die Machtergreifung Hitlers war für ihn deshalb ein tiefer Schock. Bei einem Schriftstellerkongress protestierte er leidenschaftlich gegen die Unmenschlichkeiten des NS-Regimes, weswegen die Verbreitung seiner Werke in Deutschland verboten wurde. Später wies er alle "Annäherungsversuche" des offiziellen deutschen Literaturbetriebes zurück. Man muss sich eben entscheiden, schrieb er einmal, Gutes Geschäft – oder gutes Gewissen? Ich bin für das zweite... 

1937 wurde Csokors wichtigstes Theaterstück "3. November 1918" am Wiener Burgtheater uraufgeführt. Das Stück stellt am Beispiel einer Gruppe von Offizieren der österreichisch-ungarischen Armee exemplarisch das Auseinanderbrechen der Monarchie dar. Das Thema Faschismus behandelte u.a. sein Drama "Der verlorene Sohn".

1938 wählte Csokor den Weg ins freiwillige Exil. Immer auf der Flucht vor dem Krieg und den Deutschen lebte er zunächst in Polen, dann in Rumänien, Jugoslawien und ab 1944 in Italien. 1946 kehrte er nach Österreich zurück und wurde 1947 Präsident des Österreichischen PEN-Clubs.

Die Csokorgasse in Simmering wurde 1975 nach dem Dichter benannt.

Werk: - Dramen: Die Sünde wider den Geist, 1917/19; Gesellschaft der Menschenrechte, 1929; Besetztes Gebiet, 1930/32; 3. November 1918, 1936/37; Der verlorene Sohn, 1946/47. - Prosa: Über die Schwelle, 1937; Auf fremden Straßen (Autobiographie), 1955; Zeuge einer Zeit, 1964. - Lyrik: Der Dolch und die Wunde, 1917; Ewiger Aufbruch, 1926; Das schwarze Schiff, 1944.
Literatur: Harald Klauhs, Franz Theodor Csokor: Leben und Werk bis 1938 im Überblick, 1988; Ulrich N. Schulenburg (Hrsg.), Lebensbilder eines Humanisten, 1992; Joseph P. Strelka (Hrsg.), Immer ist Anfang. Der Dichter Franz Theodor Csokor, 1990; Paul Wimmer, Der Dramatiker Franz Theodor Csokor, 1981.