Dort, wo die Schule aufhört, setzt das Athenäum ein.
Athenäum, der "Verein für Abhaltung von Hochschulkursen für Frauen und Mädchen", war eine im April 1900 von der "Vereinigung österreichischer Hochschuldozenten" unter Ludo Moritz Hartmann ins Leben gerufene Frauenakademie. An der Gründungsversammlung nahmen bereits über hundert interessierte Frauen teil, darunter auch Marianne Hainisch und Rosa Mayreder. Ziel des Vereins war es, Bildung zu verbreiten, die Frauen aus ihrer geistigen Enge herauszuführen.
Obmann des Vereins, der von Anfang an auch staatlich unterstützt wurde, war ab 1901 der berühmte Anatom Emil Zuckerkandl – kurzfristig gab es sogar ein "Zuckerkandl-Stipendium" für eine bedürftige Hörerin der Medizin –, ihm folgte 1910 Julius Tandler nach.
Die speziell für Frauen und Mädchen abgehaltenen wissenschaftlichen Lehrkurse – hauptsächlich in den mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern – fanden zum Großteil im Hörsaal des Anatomischen Instituts in der Währinger Straße statt. Unter den Vortragenden befanden sich so herausragende Wissenschaftler wie Max Adler oder der Historiker Hans Tietze.
Mit welchen Schwierigkeiten selbst solche bahnbrechenden Initiativen in der Realität zu kämpfen hatten, zeigt die Tatsache, dass zu Karl Renners Vorlesung "Staat und Staatstheorien" (1902/03) gerade einmal 10 Hörerinnen kamen, und dass Hans Kelsens "Allgemeine Staatslehre" (1911) mangels Besucherinnen sogar abgesagt werden musste.
Faktisch endete die Tätigkeit der Frauenakademie, die insgesamt 443 Kurse mit 14.463 Besucherinnen veranstaltete, Ende des Jahres 1918; die formelle Auflösung des Vereins erfolgte 1921.
Literatur: Günter Fellner, Athenäum. Die Geschichte einer Frauenhochschule in Wien. In: Zeitgeschichte 14/1986, S. 99-115.