Arbeitsamt für die Metall- und Holzindustrie

5., Embelgasse 2-4

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Mit der Wirtschaftskrise des Jahres 1929 und der steigenden Arbeitslosigkeit wurden, wie Inge Podbrecky (2003) feststellt, auch die Arbeitsämter selbst zu einem Thema für die Architekten. Einige der Arbeitsämter aus dieser Zeit – allen voran natürlich das Arbeitsamt Liesing – sind deshalb wegweisende Beispiele moderner Architektur und Symbole für die Bedeutung der Arbeit in der Industriegesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts.

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Das ehemalige Arbeitsamt für die Metall- und Holzindustrie im der Embelgasse wurde in den Jahren 1927 bis 1930 von den Architekten Hermann Stiegholzer und Herbert Kastinger errichtet.
Der monumentale Block ist kubisch gegliedert und besitzt einen "Grill" aus schmalen, vertikalen Mauerstreifen, die durch Blendbögen verbunden sind (sog. "Lisenen"). Das Gebäude kann als exemplarisch für das elegante Pathos der Moderne, das in dieser Zeit weltweit festzustellen ist, bezeichnet werden.

Die Anlage bestand aus zwei Teilen, dem Arbeitsamt der Metallarbeiter – dem "Metalltrakt" mit vertikalen Fensterbahnen und dem Relief eines Fallhammers –, und dem Arbeitsamt der Holzarbeiter – dem "Holztrakt" mit verglasten Stiegenhäusern –, die durch einen Hof getrennt waren.

Im ursprünglichen Zustand führten in beiden Gebäuden große Stiegenhäuser zu hellen Wartesälen, von denen aus die Arbeitsuchenden einzeln vorgelassen wurden. Für die Beamten gab es eigene Stiegenhäuser, über die sie ihre Büros erreichen konnten. Ferner gab es in den Arbeitsämtern auch Werkstätten, Lehrsäle und Ateliers für Nach- und Umschulungsmaßnahmen.

Freilich, diese Einrichtungen vermögen die Arbeitslosigkeit und das Elend dieser Wirtschaftsordnung nicht aus der Welt zu schaffen. Aber was möglich ist, um den Fluch der Arbeitslosigkeit zu lindern, ist hier mit Scharfsinn und bestem Wollen unternommen worden…, schrieb die Arbeiter-Zeitung 1932.

Nachdem die beiden Gebäude 14 Jahre lang leer standen und mangels Wartung bereits erhebliche Bauschäden aufgetreten waren, wurden sie 1996 von einem privaten Investor erworben, 1998/99 von Heinz Lutter umgebaut und einer neuen Nutzung (99 Wohneinheiten, Büroflächen und Geschäftslokale) zugeführt.
Die Außenansicht sowie die signifikanten Foyers und Stiegenhäuser wurden, den Anforderungen des Denkmalamtes entsprechend, unverändert erhalten.

Literatur: Inge Podbrecky, Rotes Wien, 2003; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002.