Der Steuerberater Hannes Androsch wurde 1967 als Abgeordneter in den Nationalrat gewählt und 1970 von Bruno Kreisky als bis dahin jüngster Finanzminister in die Regierung geholt. In seiner Zeit als Minister wurde die Umsatzsteuer auf das Mehrwertsteuersystem umgestellt. Androsch galt als Verfechter der Hartwährungspolitik und war auch über Parteigrenzen hinweg als Wirtschaftsexperte anerkannt.
Androsch, der von 1976 bis 1981 auch den Posten des Vizekanzlers bekleidete, galt lange Zeit als möglicher Nachfolger von Bundeskanzler Bruno Kreisky. Wegen der Unvereinbarkeit von politischem Amt und beruflicher Tätigkeit im Rahmen seiner Steuerberatungskanzlei musste er jedoch, u.a. auf Druck Kreiskys und nach monatelangen Konflikten mit seinem früheren Mentor, 1981 aus der Regierung ausscheiden.
Von 1981 bis 1988 war Androsch Generaldirektor der CA-Creditanstalt Bankverein; wegen gerichtlicher Verfahren verließ er schließlich auch diese Position. Danach als Unternehmensberater (vorwiegend in Osteuropa) tätig, machte Androsch in den folgenden Jahren v.a. als erfolgreicher Unternehmer (Gesellschafter und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Austria Technologie & Systemtechnik AG seit 1994, Miteigentümer der Salinen Beteiligungs GmbH und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Österreichischen Salinen AG seit 1997) von sich reden.
Im Jahr 2011 war Hannes Androsch Mitinitiator des "Volksbegehren Bildungsinitiative".
Werk: Die politische Ökonomie der österreichischen Währung, 1985; Der Stand der Dinge, 2000; Warum Österreich so ist, wie es ist: eine Synthese aus Widersprüchen, 2003; Das Ende der Bequemlichkeit. 7 Thesen zur Zukunft Österrichs, 2013; Hannes Androsch. Niemals aufgeben. Lebensbilanz und Ausblick, 2015; Einspruch. Der Zustand der Republik und wie sie noch zu retten ist [mit J. Moser], 2016; Europa – wie weiter? In: Europäische Rundschau [mit B. Ruttensteiner], 2016.
Literatur: Christian Dickinger, Der Kreisky-Androsch-Konflikt, 2000; Liselotte Palme, Androsch, 1999.