Wo lange Jahre der "Verein für Konsumenteninformation" seinen Sitz hatte und sich seit 2011 die Veranstaltungebühne Stadtsaal befindet, stand einst der Gasthof "Zum blauen Bock" (später "Englischer Hof"), der einen beliebten Ball- und Versammlungssaal besaß. Hier wurde am 8. Dezember 1867 der Arbeiterbildungsverein Gumpendorf gegründet, eine der aktivsten und stärksten Organisationen in der Frühzeit der Wiener Arbeiterbewegung.
Das am 15. November 1867 in Kraft getretene Staatsgrundgesetz eröffnete der jungen Arbeiterbewegung nach Jahren der Illegalität neue Möglichkeiten, sich zu organisieren. Unmittelbar nach Inkrafttreten des Gesetzes wurde für den 8. Dezember eine Versammlung zur Gründung eines Wiener Arbeiterbildungsvereins einberufen. Vorbereitet wurde diese Zusammenkunft von bereits existierenden Arbeiterkomitees in Gumpendorf und Schottenfeld, den Zentren der Wiener Textilindustrie.
Der Zustrom übertraf allerdings selbst die kühnsten Erwartungen. Der Saal war für die etwa 3.000 Teilnehmer viel zu klein. Die Versammlung musste deshalb vertagt werden und fand eine Woche später, am 15. Dezember in Schwenders Kolosseum statt. Die Zusammenkunft am 8. Dezember gilt dennoch als das Gründungsdatum des Arbeiterbildungsvereins Gumpendorf, der damit vermutlich der erste dieser Vereine in Wien war.
Im einstigen Ballsaal, in dem schon Carl Michael Ziehrer, Josef Lanner oder auch Armin Berg auftraten, eröffnete Anfang 2011 ein neuer Veranstaltungsort für Kabarett und Kleinkunst – der "Stadtsaal".