Wodak, Walter

22.11.1908, Wien – 25.2.1974, Wien

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Walter Wodak stammte aus einer gläubigen jüdischen Handwerkerfamilie aus der Leopoldstadt. Er besuchte das Realgymnasium, wurde Mitglied und 1928 Obmann der Vereinigung sozialistischer Mittelschüler, wo er auch Marie Jahoda kennen lernte, war später Vorstandsmitglied des Verbandes Sozialistischer Studenten, Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und der Sozialistischen Jungfront. In den Jahren 1931 und 1932 arbeitete Walter Wodak bei den Recherchen zur Marienthal-Studie mit. 1933 wurde Wodak an der Universität Wien zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert.

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Nach dem Februar 1934 war Wodak Mitglied des Zentralkomitees der zwischen Kommunisten und Revolutionären Sozialisten positionierten Roten Front, ab Mai 1934 Mitglied der illegalen Kommunistischen Partei und wirkte als Funktionär am Aufbau der illegalen Freien Angestelltengewerkschaft Österreichs mit.

1938 flüchtete Walter Wodak zunächst nach Frankreich, 1939 nach Großbritannien. Nach Auseinandersetzungen mit den österreichischen Kommunisten im Exil wurde er Mitglied des sozialdemokratischen Austrian Labour Club und war von 1941 bis 1945 im Londoner Büro der österreichischen Sozialisten aktiv. Im August 1940 trat er in das Pioneer Corps der britischen Armee ein, wurde allerdings dienstfrei gestellt, um – unter anderem mit Marie Jahoda und Stefan Wirlandner – den von Großbritannien unterstützten Geheimsender Radio Rotes Wien zu betreiben.

Nach Kriegsende kehrte er mit dem britischen Army Educational Corps nach Österreich zurück. 1946 trat Walter Wodak in die Sozialistische Partei Österreichs und in den österreichischen diplomatischen Dienst ein. Wodak wirkte viele Jahre an den österreichischen Botschaften in London und Paris, später als Botschafter in Belgrad und Moskau. Von 1970 bis 1974 bekleidete er den Posten des Generalsekretärs im Außenministerium in Wien. Außerdem war Wodak Honorarprofessor für Internationale Beziehungen an der Universität Wien.

Aus Walter Wodaks Ehe mit der Chemikerin Erna Mandel (1916–2003) stammt die in England geborene bekannte Sprachwissenschaftlerin und Soziologin Ruth Wodak.

Werk: Diplomatie zwischen Ost und West. Vorträge und Aufsätze. Briefwechsel zwischen Karl Renner und Walter Wodak. Herausgegeben von Norbert Leser, 1976; Diplomatie zwischen Parteiproporz und Weltpolitik. Briefe, Dokumente und Memoranden aus dem Nachlaß Walter Wodaks 1945–1950. Herausgegeben von Reinhold Wagnleitner, 1980.
Literatur: Bernhard Kuschey, Die Wodaks - Exil und Rückkehr. Eine Doppelbiografie. Mit einem Vorwort von Heinz Fischer, 2008.