Victor Adler-Büste

Wienerberg-Zwillingsee

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Das Vereinshaus der Kleingartenanlage Wienerberg-Zwillingsee (10., Fürstenhoferstraße) in Favoriten war früher das Haus des Arbeiterbetriebsrates der Wienerberger Ziegelwerke. Die zum einhundertsten Geburtstag Victors Adlers von den Wienerberger Ziegelarbeitern am 24.6.1952 gestiftete Gedenkstätte mit der Victor Adler-Büste von F. Holzmann Hofer erinnert daran, dass Adler am 1. Dezember 1888 in der Zeitung Gleichheit einen Artikel veröffentlichte, in dem er die schreckliche Lage der Ziegelarbeiter am Wienerberg eindringlich schilderte und die sozialen Missstände heftig anprangerte:

Für die Ziegelschläger gibt es elende "Arbeitshäuser". In jedem einzelnen Raum, sogenanntem "Zimmer" dieser Hütten, schlafen je drei, vier bis zehn Familien, Männer, Weiber, Kinder, alle durcheinander, untereinander, übereinander. Für diese Schlafhöhlen scheint die Gesellschaft sich noch "Wohnungsmiete" zahlen zu lassen, denn der Bericht des Gewerbeinspektors meldet 1884 von einem Mietzins von 56 bis 96 fl. (Gulden), der auf dem Wienerberg vorkommt. 

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Seit einiger Zeit "wohnen" die Ledigen in eigenen Schlafräumen. Ein nicht mehr benützter Ringofen, eine alte Baracke, wird dazu benützt. Da liegen denn in einem einzigen Raum 40, 50 bis 70 Personen. Holzpritschen, elendes altes Stroh, darauf liegen sie Körper an Körper hingeschlichtet.  

In einem solchen Raum, der etwa 10 m lang, 8 m breit und höchstens 2,2 m hoch ist, liegen über 40 Personen, für deren jede also kaum 43 Kubikmeter Luft bleiben. Da liegen sie denn, diese armen Menschen, ohne Betttuch, ohne Decke. Alte Fetzen bilden die Unterlage, ihre schmutzigen Kleider dienen zum Zudecken. Manche ziehen ihr einziges Hemd aus, um es zu schonen und liegen nackt da. Dass Wanzen und Läuse die steten Bettbegleiter sind, ist natürlich. Von Waschen, von Reinigen der Kleider kann ja keine Rede sein. 

Aber noch mehr. In einem dieser Schlafsäle, wo 50 Menschen schlafen, liegt in einer Ecke ein Ehepaar. Die Frau hat vor zwei Wochen in demselben Raum, in Gegenwart der 50 halbnackten, schmutzigen Männer, in diesem stinkenden Dunst entbunden. 


Eine zweite, idente Keramik,  signiert mit "Holzmannhofer 1952", wurde 1955 vor dem Lehrsaal des Arbeiterheimes Favoriten angebracht, diese wird seit 2010 im Rahmen der Dauerausstellung zur Geschichte des Rote Wien im Waschsalon Karl-Marx-Hof gezeigt.