Tschadek, Otto

31.10.1904, Trautmannsdorf (NÖ) – 4.2.1969, Wien

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Der Rechtsanwalt Otto Tschadek war seit 1923 in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei aktiv und übte von 1927 bis 1931 die Funktion des Obmanns der sozialistischen Studentenvereinigung aus. Als Gemeindeamtsleiter in Mannersdorf am Leithagebirge wurde er 1934 vom Dienst enthoben und vorübergehend verhaftet. Ab 1941 war Otto Tschadek als selbständiger Rechtsanwalt in Bruck an der Leitha tätig.

Während des Krieges verschlug es ihn nach Kiel, wo er zuletzt als Oberstabsrichter am Marinegericht tätig war. Neuere Aktenfunde aus Deutschland belegen, dass Tschadek in dieser Funktion zumindest vier Menschen zum Tode verurteilt hat. 

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Kurz nach Kriegsende wurde Otto Tschadek von der britischen Besatzung zum "Kommissarischen Oberbürgermeister" der Stadt bestellt wurde. Nach seiner Rückkehr aus Deutschland arbeitete Tschadek wieder als Rechtsanwalt, war von 1946 bis 1960 Abgeordneter zum Nationalrat, von 1949 bis 1952 sowie von 1956 bis 1960 Bundesminister für Justiz, und von 1960 bis 1969 Landeshauptmannstellvertreter von Niederösterreich.

In seiner Zeit als Justizminister wurde eine erste Initiative zur rechtlichen Gleichstellung der Geschlechter ergriffen. Otto Tschadek bestellte eine Kommission, die bis 1951 Richtlinien für eine gesetzliche Neuorientierung des Familienrechts ausarbeitete, über die jedoch innerhalb der Großen Koalition keine Einigung erzielt wurde, weshalb dieses Reformwerk erst unter Justizminister Christian Broda durchgeführt werden konnte.


Werk: Über die Grenzen der Gerechtigkeit, 1951; Erlebtes und Erkanntes, 1956; Jahre der Freiheit, 1967.
Literatur: Friedrich Petznek, Ein bedeutender Brucker – Dr. Otto Tschadek, 2004; Thomas Geldmacher (Hg.) u.a., "Da machen wir nicht mehr mit..." Österreichische Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht, 2010.

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