Broda, Christian

12.3.1916, Wien – 1.2.1987, Wien

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Christian Broda wuchs in einer Familie von Intellektuellen und Künstlern auf. In Brodas Elternhaus verkehrten Persönlichkeiten wie Hans Kelsen und Max Adler. Der österreichische Regisseur G.W. Papst war der Bruder seiner Mutter – weshalb der kleine Christian 1925 in dessen Stummfilm "Die freudlose Gasse" als Statist mitwirkte.

Broda war bereits im Widerstand gegen den Ständestaat aktiv und deshalb auch mehrmals in Haft, auch seinen 18. Geburtstag verbrachte er im Gefängnis. In der NS-Zeit musste er zum Militär einrücken, setzte seine illegale Arbeit jedoch fort und wurde deshalb 1943 verhaftet, ohne dass ihm etwas nachgewiesen werden konnte.

Nach Kriegsende beendete Broda sein Jus-Studium (1947), nachdem er bereits 1940 zum Dr. phil. promoviert worden war, und begann 1948 als Rechtsanwalt zu arbeiten. Christian Broda, der bald mit Veröffentlichungen zu rechts- und gesellschaftspolitischen Fragen an die Öffentlichkeit trat, war von 1957 bis 1959 Mitglied des Bundesrates, von 1960 bis 1966 und von 1970 bis 1983 Justizminister, und von 1962 bis 1983 Abgeordneter zum Nationalrat.

In Brodas Amtszeit als Justizminister wurden grundlegende Reformen auf dem Gebiet des Familien-, des Personen- und des Strafrechts durchgeführt. Gesellschaftspolitisch epochal waren die Gleichstellung der Frau im Familienrecht, die Einführung der Fristenlösung, die Straffreiheit für Homosexualität und die Verbesserung des Kinder- und Jugendschutzes. Ein enger Mitarbeiter des damaligen Justizministers war übrigens der spätere Vizebürgermeister Sepp Rieder.

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Christian Broda war Mitglied des Vorstandes der Vereinigung Sozialistischer Juristen, Mitglied des Parteivorstandes der SPÖ und Präsident der Kraftfahrerorganisation ARBÖ. 1987 erhielt er den Menschenrechtspreis des Europarates. Das 1945 eingerichtete Bildungsheim der SPÖ, 14., Penzinger Straße 72, wurde Christian-Broda-Bildungsheim, die Verkehrsfläche in Wien 6., im Kreuzungsbereich Mariahilfer Gürtel und Mariahilfer Straße, wurde 2008 Christian-Broda-Platz benannt.

Werk: Demokratie, Recht, Gesellschaft, 1962; Die österreichische Strafrechtsreform, 1965; Mehr Rechtsschutz für den Staatsbürger – Vorschlag für ein Justizprogramm 1970-74, 1969; Für ein besseres Parlament, für eine funktionierende Demokratie, 1970; Rechtspolitik, Rechtsreform – ein Vierteljahrhundert Arbeit für Demokratie und Recht, 1986.
Literatur: Michael Neider (Hrsg.), Christian Broda zum 70. Geburtstag, 1986; Maria Wirth, Christian Broda, eine politische Biographie, 2011.

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