Rote Falken

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Wir sind Arbeiterkinder und wir sind stolz darauf, lautete der Spruch der Kinderfreunde, der ihr Selbstbewusstsein und ihre Solidarität zum Ausdruck brachte. Im Juni 1925 veröffentlichte Anton Tesarek, der Redakteur der Kinderfreunde-Zeitschrift "Kinderland", eine Geschichte, die von vier Buben handelte, die er in einer Kinderfreundegruppe getroffen hatte. Die Buben, "bewaffnet" mit einem grünen Wimpel, auf dem ein roter Fleck aufgenäht war, erzählten dem Redakteur von ihren Abenteuern im Park, und dass sie sich selbst den Namen "rote Falken" gegeben hätten.

Um in ihre Gruppe aufgenommen zu werden, hatten sie sich verschiedene Prüfungen ausgedacht, die einerseits den typischen Anforderungen der Kinderfreunde entsprachen und andererseits bestimmte Fähigkeiten betrafen. So mussten Mitgliederanwärter zehn Namen von Arbeiterführern wissen, das Lied der Arbeit singen, einen Ball flicken, drei Minuten schwimmen und auf zwei Fingern pfeifen können.

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Anton Tesarek griff diese Idee begeistert auf und gründete noch im selben Jahr die Roten Falken als sozialdemokratische Jugendorganisation für 10- bis 14jährige innerhalb der Kinderfreunde.

Einige Elemente wurden auch direkt von der erfolgreichen Pfadfinderbewegung übernommen – der einprägsame Name, die Kluft, das gemeinsame Abzeichen, die Aufteilung der Kinder in verschiedene Altersstufen und die starke Selbstorganisation der einzelnen Gruppen.

Der Name "Rote Falken" verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Aus ganz Österreich, aber auch aus der benachbarten Tschechoslowakei und aus Deutschland kamen Anfragen, wie man denn Roter Falke werden könne, und vielerorts wurden neue Rote-Falken-Gruppen gegründet.

Der Gruß "Freundschaft" entstand und 1926 tauchten auch die ersten Falkensymbole auf. "Reichsführer" der Roten Falken in der Ersten Republik war übrigens der Pädagoge Hans Mandl.

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1934 aufgelöst, wurden die Roten Falken nach 1945 als Teil der Kinderfreunde wiederbegründet.

Die Roten Falken verstehen sich als sozial engagierte Kinder- und Jugendorganisation. Im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stehen spielen, basteln, singen, tanzen, diskutieren und der gemeinsame Spaß. Mehrmals im Jahr organisieren die Roten Falken auch Ferienlager, wo in Zelten geschlafen wird, Wanderungen unternommen und "actionreiche Outdoor-Spiele" veranstaltet werden.

Die Roten Falken beschäftigen sich aber auch mit brisanten gesellschaftspolitischen Themen, setzen sich zum Beispiel gegen ausbeuterische Kinderarbeit oder Rassismus ein und engagieren sich für die weltweite Umsetzung der Kinderrechtskonvention.

Publikation: Powerbox. Monatliche Zeitung für Rote Falken und den Rest der Welt.
Literatur: Rosina Hirschegger, Die roten Falken. Rekonstruktion eines Teiles der österreichischen Kinder- und Jugendbewegung, 1986; Helmut Uitz, Die österreichischen Kinderfreunde und roten Falken 1908–1938, 1975.