Petznek, Elisabeth Erzherzogin Elisabeth Marie

2 9.1883, Laxenburg (NÖ) – 16.3.1963, Wien

PQ

Die Tochter von Kronprinz Rudolf, Erzherzogin Elisabeth Marie, heiratete 1902 den Fürsten Otto Windisch-Graetz; nach unglücklichem Verlauf der Ehe folgte 1919 die Trennung und 1948 die Scheidung. Im Zuge der heftigen Auseinandersetzungen um das Sorgerecht für die vier Kinder aus dieser Ehe lernte Elisabeth Windisch-Grätz den sozialdemokratischen Lehrer Leopold Petznek kennen.

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Die ehemalige Erzherzogin und der Lehrer zogen zusammen; Elisabeth trat 1925 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei, unterstützte ihren Lebensgefährten bei seiner politischen Arbeit, engagierte sich bei den Kinderfreunden und war als "rote Erzherzogin" eine vielbeachtete Teilnehmerin bei den Maiaufmärschen der Ersten Republik.

1929 verkaufte Elisabeth Windisch-Grätz ihr Schlossgut Schönau an der Triesting und erwarb ein kleines Palais in der Linzer Straße 452 in Penzing. Nach der vorübergehenden Verhaftung Leopold Petzneks im Februar 1934 lebte das Paar zurückgezogen, engagierte sich aber in der Hilfe für die Familien von inhaftierten Sozialdemokraten. 1944 wurde Petznek neuerlich verhaftet und ins KZ-Dachau verschleppt, von wo er erst im Juni 1945 heimkehren konnte.

Das Palais in der Linzer Straße wurde zunächst von der sowjetischen, dann von der französischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Ein Mitarbeiter einer Wiener Wochenzeitung stellte nach einem Besuch anlässlich des 70. Geburtstages der Fürstin fest: Wie sehr das Schicksal dieser Habsburgerin heute symbolisch für die Lage Österreichs ist – jenes Österreichs, das sich schon seit 15 Jahren vergeblich sehnt, wieder Herr in seinem Haus zu sein und nach seinem eigenen Willen leben zu dürfen. 

Das Paar, das 1948 endlich heiraten durfte, konnte erst 1955, nach dem Abschluss des Staatsvertrages, in sein Domizil zurückkehren. Beide waren zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits schwer krank und hatten sich völlig aus dem politischen Leben zurückgezogen. Leopold Petznek starb 1956; seine Witwe verkaufte das Haus ein Jahr vor ihrem Tod an die Gemeinde Wien. Das wertvolle Inventar – Bilder, zahlreiche Kunstgegenstände und Bücher – vererbte sie der Republik Österreich.

Die Elisabeth-Petznek-Gasse im 14. Bezirk wurde 1998 nach der "roten Erzherzogin" benannt.

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Die Villa Windisch-Graetz, wie das Haus genannt wurde, diente nach ihrer Renovierung im Jahr 1969 dem "Kommunalwissenschaftlichen Dokumentationszentrum" als Sitz. Felix Slavik hatte nach seinem Rücktritt als Wiener Bürgermeister hier seinen Arbeitsplatz, wo er bis zu seinem Tod publizistisch und wissenschaftlich wirken konnte.

In einem Teil des ausgedehnten Gartens wurde in den Jahren 1967 bis 1969 eine städtische Wohnhausanlage errichtet.

Mitte der 1970er Jahre wurde die Villa von der damaligen "Zentralsparkasse" als Schulungszentrum (bis 1992) adaptiert. Heute beherbergt die Villa die Zentrale der "Österreich Soka Gakkai International" (ÖSGI), einer ursprünglich japanischen, heute weltweit tätigen buddhistischen Laienorganisation.

Literatur: Barbara Schlick, Zwei Milieus – eine politische Gesinnung: Adelheid Popp / Elisabeth die "rote Erzherzogin", 2002; Friedrich Weissensteiner, Die rote Erzherzogin. Das ungewöhnliche Leben der Tochter des Kronprinzen Rudolf, 2000; Ghislaine Windisch-Graetz, Kaiseradler und rote Nelke: Das Leben der Tochter des Kronprinzen Rudolf, 1992; Michaela Lindinger, Elisabeth Petznek. Rote Erzherzogin - Spiritistin - Skandalprinzessin, 2021.