Leopoldine-Glöckel-Hof

12., Gaudenzdorfer Gürtel 11, Steinbauergasse 1-7

Leopoldine_gloeckel_hof_head_digi

L

Die in den Jahren 1931/32 nach Plänen von Josef Frank mit 318 Wohnungen errichtete Wohnhausanlage wurde 1949 nach der Frauenrechtlerin und Ehefrau Otto GlöckelsLeopoldine Glöckel (1871–1937), benannt. An sie erinnert auch eine Gedenktafel beim Eingang Steinbauergasse.

Josef Frank, der ein entschiedener Gegner des "Volkswohnpalastes" war, schuf hier ein markantes Gegenstück (Podbrecky, 2003) zum gegenüberliegenden Reumannhof. Den internationalen Tendenzen der Architektur um 1930 folgend, verzichtete er auf jeden Dekor. Die langen, glatten Fassaden werden nur durch die rhythmisch angeordneten Einzelbalkone gegliedert. Nicht einmal die vertikal verglasten Stiegenhäuser im Hof sind, wie zumeist üblich, architektonisch hervorgehoben.

Leopoldine_Gloeckel_Hof_TF_Digi

Die einzelnen Stiegenhäuser wurden jedoch durch ein subtiles Farbkonzept in zarten Pastellfarben mit abwechselnd dunklen und hellen Fensterumrahmungen individuell betont, wodurch der Hof eine fröhliche Leichtigkeit erhielt, die ihm im Volksmund die Kosenamen "Aquarellhof", "Regenbogenhof" oder "Farbenkastl-Hof" eintrugen. Bei der Renovierung der Anlage im Jahr 1983 blieb dieses Farbkonzept leider unberücksichtigt, weshalb der Hof lange Jahre eintönig und grau wirkte. Erst die Renovierungsarbeiten im Jahr 2007 griffen wieder auf die ursprüngliche Färbelung zurück.

Am 13. Februar 1934 wurde der Leopoldine-Glöckel-Hof unter dem Feuerschutz schwerer Maschinengewehre und eines Minenwerferzuges von zwei Kompanien des Bundesheeres gewaltsam erstürmt.

2015 zeigte der Waschsalon Karl-Marx-Hof eine Sonderausstellung über "Die Ringstraße des Proletariats"; der Leopoldine-Glöckel-Hof ist Teil dieses politischen Gegenentwurfs zur bürgerlichen Ringstraße.

Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Inge Podbrecky, Rotes Wien, 2003; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.