Der Teil des Lainzer Tiergartens, auf dem sich die heutige "Friedensstadt" befindet, wurde bereits 1913 gerodet. Die geplante Anlage einer Villensiedlung kam jedoch wegen des Krieges nicht mehr zustande.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ging der Tiergarten in das Vermögen des Kriegsbeschädigtenfonds über; im September 1920 besetzten obdachlose "Kriegsbeschädigte", die ihr Schicksal selbst in die Hände nehmen wollten, das Gelände, um hier als "wilde Siedler" illegale Behausungen zu errichten.
Bald entstanden weitere Selbsthilfeorganisationen, die schließlich auch von der Gemeinde Wien gefördert wurden. Als Bindeglied zwischen dieser Genossenschaftsbewegung und der Kommunalverwaltung fungierten die "Gemeinwirtschaftliche Siedlungs- und Baustoffanstalt" (GESIBA), die die Baustoffversorgung sicherstellte, sowie das von Adolf Loos geleitete "Siedlungsamt" der Gemeinde. Loos war es auch, der die Pläne für die Gartensiedlung entwarf, mit deren Bau im September 1921 begonnen wurde und die den Namen "Friedensstadt" erhalten sollte.
Für diese "Erste gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft der Kriegsinvaliden Österreichs" waren u.a. auch die Architektin Margarete Lihotzky und ihr Kollege Josef Frank tätig.
Loos' streng sachliche Architektur fand allerdings nicht den erhofften Anklang; einerseits boykottierte die konservative Beamtenschaft seine hochfliegenden Gartenstadt-Pläne, andererseits wollte so mancher Siedler nicht auf sein Vorgärtchen oder den Dachgiebel verzichten.
Die Siedlungsgenossenschaft wurde von den Nationalsozialisten aufgelöst, die Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg an ihre Besitzer verkauft.
Die Friedensstadtgasse trägt ihren Namen bereits seit 1920.
In den Jahren 1949 bis 1953 entstand nächst dem Lainzer Tiergarten eine aus 17 Wohnblöcken mit insgesamt 257 Wohnungen bestehende Wohnhausanlage, die zur Erinnerung an den im Juni 1953 im Wiener Rathaus abgehaltenen XI. Internationalen Städtekongress den Namen Kongress-Siedlung (Lainzerbachstraße) erhielt.
Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.