Der Verein "Freie Schule" wurde 1905 als unpolitische Initiative mit dem Ziel gegründet, das rückständige österreichische Bildungssystem grundlegend zu reformieren und den übergroßen Einfluss der katholischen Kirche im Schulwesen zurückzudrängen.
1908 zählte der Verein bereits beachtliche 20.000 Mitglieder. Und im September 1910 konnte unter dem Motto "Mehr Licht in die Köpfe, in die Schulstuben" in der Albertgasse 23 in der Josefstadt, wo sich heute das Verwaltungsgebäude der Wiener Kinderfreunde befindet, eine lichtdurchflutete Schule und der Vereinssitz errichtet werden.
Da der überwiegende Teil seiner Mitglieder Sozialdemokraten waren, wurde der Verein "Freie Schule" nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zum offiziellen Schulverein der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.
Bekannte sozialdemokratische Persönlichkeiten wie Paul Speiser, Otto Glöckel und Ludo Hartmann waren Aktivisten der "Freien Schule".
Entschlossen kämpften sie für eine umfassende Schulreform, für eine organisierte Elternbewegung, für die Einführung der Einheitsschule bei gleichzeitiger Begabtenförderung, sowie für die längst überfällige "Entrümpelung" und Modernisierung der Lehrpläne. Manche dieser Forderungen besitzen auch heute noch Aktualität.
Vereinsobmann Otto Glöckel fungierte von 1918 bis 1920 in der ersten Nachkriegsregierung als Unterstaatssekretär für Unterricht.
Nach 1919 trieb er als Leiter des Wiener Schulwesens die Schulreformen im "Roten Wien", die richtungsweisend für den gesamten europäischen Raum wurden, energisch voran und konnte trotz widrigster wirtschaftlicher Verhältnisse und starker Widerstände von Seiten der konservativen Bundesregierung und der katholischen Kirche einen beträchtlichen Teil seiner Ideen verwirklichen.
1923 fusionierte der Verein "Freie Schule" mit den Kinderfreunden zum Sozialdemokratischen Erziehungs- und Schulverein "Freie Schule-Kinderfreunde".
Anlässlich ihres 100-Jahr-Jubiläums brachten die Wiener Kinderfreunde am Haus in der Albertgasse 23 eine Gedenktafel an, die an die "Freie Schule" als innovative Bewegung für ein moderndes, kindorientiertes Schulkonzept erinnern soll.