Eisenstädter Programm

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Noch immer bestimmt die soziale Situation der Familie den Bildungsweg des einzelnen Kindes; noch immer besteht ein Privileg der Besitzenden, für ihre Kinder die Mehrzahl der Studienplätze an den Mittelschulen, vor allem an den Hochschulen, einzunehmen. 

Das "Eisenstädter Programm" der Kinderfreunde wurde nach der Landeshauptstadt des Burgenlandes benannt, da es am 7. Mai 1960 dort beschlossen wurde. Es bildete einen "ergänzenden Beitrag" zum kurz zuvor, im Jahr 1958, beschlossenen neuen Parteiprogramm der SPÖ. Gleichzeitig wurde damit die Lücke zu den letzten programmatischen Darstellungen der Kinderfreunde vor 1934 geschlossen. Formuliert wurde es in erster Linie vom damaligen Obmann der niederösterreichischen Kinderfreunde, Max Neugebauer, und von Anton Tesarek, damals Redakteur der "Sozialistischen Erziehung".

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Im Abschnitt über Grundsätze und Ziele der sozialistischen Erziehung heißt es: Das Ziel einer Erziehung zum Sozialismus ist ein sozial fühlender, gesellschaftlich denkender und sittlich handelnder Mensch, der versucht, durch seine Arbeit und Leistung der Gesellschaft mehr zu geben, als von ihr zu nehmen. 

Und weiters: Sozialistische Erziehung ist ein Bekenntnis zur Demokratie als jener politischen Lebensform, in der allein die freie Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit möglich ist.

Verankert wurden im "Eisenstädter Programm" auch der Respekt vor der Geisteshaltung Andersdenkender, das Bekenntnis zum Weltfrieden, die Erziehung zur Solidarität, die Gleichberechtigung der Geschlechter und die bedingungslose Ablehnung jeder Form von Gewalt in der Erziehung.

Mehr als 20 Jahre später, 1982, gaben sich die Kinderfreunde auf ihrer Bundeskonferenz in St. Pölten nach mehrjährigen Vorarbeiten und Diskussionen ein den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen adaptiertes neues Grundsatzprogramm.