Die relativ leicht zu erlernende Kunstsprache Esperanto wurde 1878 vom polnischen Augenarzt Lazar Ludwig Zamenhof (1859–1917) entwickelt. Sie war dezidiert als einheitliche Weltsprache gedacht, entsprach also dem Anspruch der sozialistischen Arbeiterbewegung, international zu sein, und fand deshalb speziell unter den Arbeitern rasche Verbreitung.
Die Arbeiter-Esperantisten wurden 1905 in Deutschland gegründet und standen eindeutig der Sozialdemokratie nahe. Die erste Esperantogruppe in der österreichisch-ungarischen Monarchie entstand in Brünn; gesamtösterreichische Kongresse fanden in Wien (1910), Prag (1911), Graz (1913) und Franzensbad (1914) statt.
1917 entstand ein Lektorat für Esperanto an der Technischen Hochschule in Wien; seit 1924 durfte Esperanto auch an öffentlichen Schulen unterrichtet werden.
Die österreichische Esperantobewegung war bis 1934 parteilich gespalten. Die sozialdemokratischen Esperantisten bestanden seit 1912; 1923 bildete sich eine "neutrale" Esperantoorganisation mit 23 Gruppen, und 1928 organisierten sich auch die katholischen Esperantisten.
1945 begann der Wiederaufbau der durch die NS-Verfolgung stark dezimierten Esperantobewegung. Seit 1985 besteht die Esperanto-Arbeitsgemeinschaft Österreich, an der alle österreichischen Esperantogruppen beteiligt sind.
Bereits seit 1927 besteht in Wien das "Internationale Esperantomuseum" der Österreichischen Nationalbibliothek. Das österreichische Radio International sendet einmal wöchentlich in Esperanto. 1987 wurde in Wien der Verlag "Pro Esperanto" zur Erhaltung und Verbreitung der internationalen Sprache gegründet.
Für dieses Ziel setzt sich auch der "Bund sozialistischer Esperantisten Österreichs" ein, der die Zeitschrift "Libera esperanta asicio/germanlingua" (LEA/G) in Esperanto herausgibt. Durch Kontaktnahme mit anderen Esperantisten und Esperantovereinigungen in aller Welt wird ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch ermöglicht. Der jährlich stattfindende Esperantoweltkongress tagte bereits 4mal in Wien: 1924 (3.400 Teilnehmer), 1936 (854 Teilnehmer), 1970 (1.987 Teilnehmer) und 1992 (3.033 Teilnehmer).
Zu den bedeutendsten Esperantisten Österreichs gehören u.a. der Friedensnobelpreisträger von 1911, Alfred Hermann Fried (1864–1921), der Esperantoschriftsteller Hans Weinhengst (1904–1945), Bundespräsident Franz Jonas, sowie der Verfasser des Enzyklopädischen Esperantowörterbuchs Eugen Wüster (1898–1977).
Der traditionsreiche Verein der Sozialdemokratischen Arbeiter-Esperantisten, ASLE – Austrian Socialista Ligo Esperantista, wurde 1997 aufgelöst.