Parkanlagen

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Die Errichtung neuer Erholungs- und Freizeiträume war integraler Bestandteil des Konzepts der sozialdemokratischen Stadtverwaltung des "Roten Wien", die Wohn- und Lebensverhältnisse der arbeitenden Bevölkerung nachhaltig zu verbessern und ging deshalb Hand in Hand mit der Errichtung der großen kommunalen Wohnhausanlagen. Zu diesem Zweck wurden, neben der Anlage neuer Parks auf früherem Brachland, zwischen 1923 und 1928 auch einige bereits seit längerem aufgelassene Friedhöfe im Stadtgebiet in großzügige Parkanlagen umgewandelt und insgesamt acht neue Parkanlagen mit rund 200.000 m2 Fläche auf ehemaligen Friedhofsgründen angelegt.

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Die nachhaltigsten Veränderungen im Stadtbild ergaben sich durch die Umwandlung der fünf sogenannten "kommunalen Friedhöfe", die unter Kaiser Joseph II. nach dem generellen Verbot der Kirchenbegräbnisse im Jahr 1782 ausser den Linien eingerichtet worden waren – der Friedhof von St. Marx, der Matzleinsdorfer Friedhof, der Hundsthurmer Friedhof, der Schmelzer Friedhof sowie der Währinger Allgemeine Friedhof, allesamt am heutigen Gürtel gelegen.

Der 1784 angelegte Friedhof von St. Marx, dessen Schleifung wegen Geldmangels immer wieder aufgeschoben werden musste, wurde in den Jahren 1936/37 instandgesetzt und am 22. Oktober 1937 zum allgemeinen Besuch als Erholungsfläche freigegeben. Heute steht der St. Marxer Friedhof mit seinen etwa 6.000 Grabsteinen zur Gänze unter Denkmalschutz.

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Waldmüllerpark  
10., Landgutgasse / Herzgasse
In der Amtszeit von Bürgermeister Jakob Reumann 1923 auf dem Gebiet des ehemaligen Matzleinsdorfer Friedhofs angelegt.

Herderpark  
11., Herderplatz/Am Kanal/Zehetbauergasse
Ende der 1920er Jahre nach Entwürfen des Gartenarchitekten Fritz Kratochwjle als Parkanlage mit integriertem Kinderfreibad errichtet und am 4. Mai 1930 eröffnet.

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Haydnpark
12., Gaudenzdorfergürtel / Flurschützstraße

Der frühere Hundsthurmer Friedhof – benannt nach einem turmartigen Zwinger für die Jagdhunde der Habsburger Herrscher – war mit rund 31.000 Quadratmetern der kleinste unter den josephinischen Friedhöfen. Er wurde 1783 eröffnet und diente den Bewohnern Margaretens und Teilen Mariahilfs als Begräbnisstätte. 

1848 wurde der direkt an der Fortifikation des Linienwalls gelegene Friedhof zur Verteidigung der belagerten Hauptstadt herangezogen. 1874 wurde er geschlossen und im Jahr 1926 in eine Parkanlage für die Bewohner der neuerrichteten Gemeindebauten – allen voran dem Reumannhof – umgewandelt, die nach dem Komponisten Josef Haydn benannte wurde, der 1809 hier seine vorletzte Ruhestätte gefunden hatte.

Haydns Leichnam wurde 1820 exhumiert und auf Initiative des Fürsten Esterhazy nach Eisenstadt überführt. Bei dieser Gelegenheit stellte man das Fehlen des Schädels fest, der wahrscheinlich kurz nach der Beisetzung geraubt worden war. Auf Umwegen gelangte der Schädel des Komponisten schließlich in den Besitz der Freunde des Musikvereins und wurde 1954 in einer feierlichen Zeremonie nach Eisenstadt überführt. Vom alten Friedhof ist noch der Grabstein Josef Haydns mit der lateinischen Inschrift NON  OMNIS  MO  RI  AR ("Nicht ganz werde ich sterben") erhalten.

Märzpark 
15., Sorbaitgasse
Der ehemalige Schmelzer Friedhof war mit rund 74.000 Quadratmetern der größte unter den "kommunalen" Friedhöfen; er wurde bis 1874 belegt und 1928 in eine Parkanlage umgewandelt, die nach den 35 Gefallenen des 13. März 1848 benannt wurde, die hier ihre erste Ruhestätte gefunden hatten.

Kongresspark 
16., Liebknechtgasse / Sandleitengasse / Lobmeyrgasse
Der in unmittelbarer Nähe zur Wohnhausanlage Sandleiten gelegene Kongresspark wurde 1927 auf dem Areal einer ehemaligen Sandgewinnungsstätte und Mülldeponie errichtet und 1928 eröffnet.

Währingerpark
18., Mollgasse / Gymnasiumstraße / Philippovichgasse / Semperstraße

Der frühere Währinger Allgemeine Friedhof wurde 1783 angelegt und galt als "Nobelfriedhof", auf dem u.a. der Textdichter der "Zauberflöte" Emanuel Schickaneder (1812), der Theaterprinzipal Joseph Schreyvogel (1832), der Erbauer der Semmeringbahn Karl Ritter von Ghega (1860) und die Politiker Ludwig Graf von Cobenzl (1809), Theodor Graf von Latour (1848) und Friedrich von Gentz (1832) bestattet wurden. 1848 wurden hier auch vier führende Männer der Revolution nach ihrer standrechtlichen Erschießung in Schachtgräbern beigesetzt, und zwar Robert Blum, Cäsar Wenzel Messenhauser, Julius Becher und Hermann Jellinek.

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1874 aufgelassen, sollte Otto Wagner auf dem Friedhofsgelände eine riesige Pfarrkirche errichten. Es blieb, wie bei so vielen Plänen des genialen Stadtarchitekten, beim bloßen Vorhaben. 1923 entstand auf den Gründen des ehemaligen Friedhofs der Währingerpark, ursprünglich nach dem Abgeordneten des Frankfurter Parlaments Robert Blum benannt. Die Beerdigungsstelle der Opfer von 1848 machte man durch einen mächtigen Felsblock kenntlich. Die in dem Felsblock eingelassene Tafel mit den Namen der Freiheitskämpfer wurde später aus politischen Gründen entfernt und nach Instandsetzung der Parkanlage im Jahr 1948 wieder an der ursprünglichen Stelle angebracht.

Der Planer des Parks, Stadtgartendirektor Fritz Kratochwjle, schuf "unter möglichster Schonung des vorhandenen Baumbestandes einen Park (...), welcher der Bewohnerschaft der Umgebung, der umliegenden dicht bevölkerten Stadtteile, ein Erholungsort sein sollte". Zur Parkeröffnung im Oktober 1923 pflanzte Bürgermeister Jakob Reumann eine Eiche. Der kleine, eher lieblos gestaltete Gräberhain am Rande des Parks kann nach telephonischer Rücksprache mit der MA 42 (Stadtgartenamt) besichtigt werden.

Schubertpark_TF4_DigiSchubertpark
18., Währingerstraße / Teschnergasse
Der ehemalige Währinger Ortsfriedhof gehörte nicht zu den "kommunalen" Friedhofsgründungen Kaiser Josephs II., seine Errichtung und seine Ausgestaltung fallen jedoch in deren Zeit. Er wurde 1769 geweiht und in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts ausgestaltet.
Aus dieser Zeit sind das Empireportal, die ehemalige Kapelle und das frühere Totengräberhaus erhalten. Am Währinger Ortsfriedhof waren Ludwig van Beethoven und Franz Schubert, Franz Grillparzer und Johann Nestroy begraben.
 
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Der Friedhof wurde bis 1873 belegt. 1912 wurde das Gelände von der Gemeinde Wien angekauft und die Errichtung eines Parks beschlossen. Erst 1921 wurde dafür ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der Architekt Karl Dirnhuber gewann. Die Umwandlung in eine Parkanlage fand in den Jahren 1924/25 unter Bürgermeister Karl Seitz statt. Dabei wurden alle Toten exhumiert. Ausgestattet wurde der neue Park mit einem Pavillon, einer Milchtrinkhalle, einer Pergola, einem Brunnen, Mauern, Treppen, einer Rampe, Bänken und Kandelabern. Die Milchtrinkhalle und der Brunnen bestehen nicht mehr.

Aus rund vierzig bedeutenden biedermeierlichen und frühhistoristischen Grabmälern des Friedhofs wurde ein Gräberhain gestaltet, dessen Zentrum eine Kreuzigungsgruppe bildet. Die ehemaligen Grabstellen Beethovens und Schuberts blieben an der Ostseite des heutigen Parks erhalten. 2003 wurde unter dem Schubertpark eine Tiefgarage errichtet.

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Strauss-Lanner-Park
19., Billrothstrasse

Der alte Döblinger Friedhof am Ende der Billrothstraße wurde 1885 aufgelassen und 1927/28 in einen Park umgewandelt. Die bekanntesten Persönlichkeiten unter den Toten waren bereits 1903 exhumiert worden, unter anderem auch die sterblichen Überreste der Operettenkönige Joseph Lanner (1843) und Johann Strauß Vater (1849), deren ursprüngliche Grabstätten mitsamt einem kleinen Rest der alten Friedhofsmauer noch heute im Park zu sehen sind.

Floridsdorfer Wasserpark
21., Floridsdorfer-Hauptstraße / An der oberen Alten Donau

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Der 143.000 Quadratmeter große Wasserpark war eines der größten Projekte des Stadtgartenamtes unter dem damaligen Direktor Fritz Kratochwjle.
An seiner Stelle befand sich ein sumpfiger Auwald am Ende der Alten Donau, deren Sanierung notwendig wurde, da der ehemalige Donauarm langsam verödete und zahlreiche wilde Ablagerungen entstanden waren. Durch Ausbaggerung der tiefer gelegenen Stellen wurden zwei Teiche geschaffen, die durch Kanäle verbunden sind. Über diese Kanäle errichtete man kleine, spitze Brücken im japanischen Stil. Der Park, der zu einem Drittel aus Wasserflächen besteht, wurde 1929 fertiggestellt.

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Hans-Hirsch-Park
21., Hassingergasse / Töllergasse

Anstelle des 1903 aufgelassenen Donaufelder Friedhofes wurde 1924 der kleine Hans-Hirsch-Park errichtet. Von den Gräbern blieb nur die Ruhestätte des früheren Donaufelder Bürgermeisters Franz Plankenbüchler erhalten.


Literatur: Werner T. Bauer, Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens, 2004.