Herweghhof

5., Margaretengürtel 82-88

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"Mann der Arbeit, aufgewacht! Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still. Wenn dein starker Arm es will."

Die in den Jahren 1926/27 nach Plänen von Heinrich Schmid und Hermann Aichinger errichtete Wohnhausanlage mit 220 Wohnungen wurde nach dem politischen Lyriker und deutschen Freiheitsdichter Georg Herwegh (31.5.1817 – 7.4.1875) benannt, der mit seinen revolutionären Gedichten maßgeblichen Anteil an der Revolution von 1848 hatte, mit Heinrich Heine und Karl Marx befreundet war und wegen seines politischen Engagements lange Jahre im französischen und Schweizer Exil verbringen musste. Im Eingangsbereich befinden sich eine Gedenktafel und ein Medaillon des Dichters.

Der Herweghhof bildet mit dem benachbarten Julius-Popp-Hof eine Einheit; beide Anlagen sind um eine gemeinsame Mittelachse organisiert. Gemeinsam mit dem Metzleinstaler Hof und dem Matteottihof wurde hier ein markantes und immer noch richtungsweisendes Stadtviertel geschaffen. Im Herweghhof wurde auch das Bezirksjugendamt untergebracht.

Die Geländeunterschiede zwischen Gürtel und Siebenbrunnenfeldgasse werden mittels Terrassen elegant überwunden. Bemerkenswert sind die langen Arkadenreihen zum Gürtel, die mit ihren dahinterliegenden Läden als Motiv aus der Architektur historischer Stadtanlagen zu verstehen sind.

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Wie an vielen anderen Bauten sind auch hier die sorgfältig gestalteten Details, wie Laternen, Pergolen, Bänke, Klopfstangen etc., ebenso zu beachten wie die dekorativen Erkerfenster.

In der Grünanlage zwischen Julius-Popp-Hof und Herweghhof befindet sich der Tierkreisbrunnen von Hanna Gärtner aus dem Jahr 1928. Dargestellt ist eine Bärin mit ihrem Jungen – daher der inoffizielle Namen "Bärenbrunnen", an der Schale befinden sich Sternzeichen. Dieser Brunnen ist das erste in Wien öffentlich aufgestellte Werk einer weiblichen Bildhauerin.

Der Herweghhof ist Teil der "Ringstraße des Proletariats" – jenem Gürtelabschnitt, dem der Waschsalon Karl-Marx-Hof 2015 eine Sonderausstellung widmete.

Werk: Gedichte eines Lebendigen, 1842; Literatur und Politik, Hrsg. von Katharina Mommsen, 1969; "Freiheit überall, um jeden Preis!", Georg Herwegh 1817-1875, bearbeitet von Heidemarie Vahl und Ingo Fellrath, 1992.
Literatur: - Georg Herwegh: Wolfgang Büttner, Georg Herwegh, ein Sänger des Proletariats, 1976; Ulrich Enzensberger, Herwegh – ein Heldenleben, 1999; Sylvia Peuckert, Freiheitsträume, Georg Herwegh und die Herweghianer, 1985.
- Herweghhof: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919-1934, 1980; Inge Podbrecky, Rotes Wien, 2003; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.