Zilsel, Edgar

11.8.1891, Wien – 1.3.1944, Oakland (USA, Selbstmord)

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Zilsel_TF_WernerDer österreichische Soziologe und Philosoph Edgar Zilsel musste als überzeugter Anhänger des Marxismus, den er mit der positivistischen Richtung des "Wiener Kreises" verband, auf eine Universitätskarriere verzichten und betätigte sich statt dessen aktiv in der Volksbildung. Der Dramatiker Fritz Hochwälder etwa berichtete, dass er seine literarische, philosophische und politische Bildung an der Volkshochschule Ottakring u.a. von Edgar Zilsel, dem dort lehrenden Verkünder des Neopositivismus, erworben habe.
 
Zilsel publizierte auch regelmäßig im theoretischen Organ des Austromarxismus, dem Kampf, und benützte dabei zumeist das Pseudonym "Rudolf Richter".
 
Ab 1934 unterrichtete Zilsel als Mittelschullehrer für Mathematik und Physik in Wien. Als Wissenschaftler beschäftigte er sich v.a. mit den gesellschaftlichen Bedingungen der Entwicklung der neuzeitlichen Wissenschaften und mit der Verbindung von Sozial- und Naturwissenschaften. Durch Zilsel rückte der gesellschaftliche Charakter wissenschaftlicher Arbeit in den Mittelpunkt der Wissenschaftssoziologie. 1938 emigrierte Zilsel in die USA, wo er jedoch in persönliche Isolation geriet und nach privaten und politischen Enttäuschungen Selbstmord verübte. Seine Urne wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Werk: Die Geniereligion, 1918; Die Entstehung des Geniebegriffes, 1926; Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft, hrsg. und übersetzt von Wolfgang Krohn, 1976.
Literatur: Johann Dvořak, Edgar Zilsel und die Einheit der Erkenntnis, 1981.