Der "Verein der Heimarbeiterinnen und aller im Hause beschäftigten Frauen und Mädchen" ging im Jahr 1902 aus dem sozialdemokratischen "Verein der Näherinnen" hervor, der es auf keine erhebliche Mitgliederzahl gebracht hatte. Zielgruppe des neuen Vereins waren v.a. jene Frauen, die neben ihrer hauswirtschaftlichen Tätigkeit durch gewerbliche Lohnarbeit einem Nebenverdienst nachgehen mussten – also Wäscherinnen, Bedienerinnen und Heimarbeiterinnen, die der Vorteile einer Gewerkschaft teilhaftig und dadurch enger an die Organisation gebunden werden sollten.
Gegen die Gründung dieses Vereins erhob die Partei (ausnahmsweise) keinerlei Einwände, da er mit gewerkschaftlicher Unterstützung agierte und in der Person seiner Obfrau Anna Boschek gewissermaßen auch eine Fortsetzung des sich auflösendenden Klubs Libertas darstellte.
Obwohl sich bald in ganz Wien, aber auch in der Steiermark, in Salzburg, in Böhmen und in Niederösterreich Ortsgruppen bildeten, die den betroffenen Frauen Beratung und wirtschaftliche Hilfe anboten, blieben die Mitgliederzahlen gering, was sich Adelheid Popp damit erklärte, dass niemand schwerer zu erfassen ist als die Frauen, die als richtige Heimarbeiterinnen ihren Beruf in ihrer Wohnung ausüben. Sie sind abgeschlossen von den anderen Arbeiterinnen ihrer Branchen und werden viel schwerer vom Gefühl der Zusammengehörigkeit erfasst (Der Weg zur Höhe, 1929, 94 f).
Der Verein der Heimarbeiterinnen vereinigte sich 1920 mit dem Verband der Hausgehilfinnen.
Publikation: Vereinsblatt. Organ des Vereines der Heim- und Hausarbeiterinnen (ab Jg. 6: Die Hausangestellte), 1913–1934.
Literatur: Edith Probst (Hrsg.), "Die Partei hat mich nie enttäuscht", Österreichische Sozialdemokratinnen, 1989.