Schlingerhof

21., Brünner Straße 34-38 /Floridsdorfer Markt

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Die den Jahren 1924 bis 1926 nach Plänen von Hans Glaser und Karl Scheffel auf den Gründen des ehemaligen Floridsdorfer Gaswerks errichtete Wohnhausanlage mit 477 Wohnungen wurde nach dem Floridsdorfer Gemeinderat und Reichstagsabgeordneten Anton Schlinger (1870–1912) benannt.

Der Schlingerhof bildet eine große Anlage mit mehreren Innenhöfen; ihr wuchtiger Baukörper erhebt sich über langen Bogenreihen mit Geschäften und Lokalen. Die dem Floridsdorfer Markt zugewandte repräsentative Hauptfront wirkt beinahe biedermeierlich und wird von einem Uhrturm mit einem Turmhelm aus Kupferblech bekrönt.

Insgesamt ist der Schlingerhof mit seinen polygonalen Erkern, Spitzgiebeln und Putzornamenten einer der "malerischsten" Gemeindebauten Wiens; allerdings sind die intimen und unregelmäßigen Höfe mit wenig Grün ausgestattet und wirken einigermaßen verwinkelt und beengt. Im ersten Hof befinden sich ein Waschsalon und ein Kindergarten.

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Im Februar 1934 war der Schlingerhof einer der Brennpunkte der Kämpfe im 21. Bezirk.

Die Schutzbündler errichteten in der Brünner Straße zwei Barrikaden aus Coloniakübeln, Brettern und Steinen. Am 13. Februar griffen Bundesheer und Polizei an, wobei auch zwei Panzerwagen eingesetzt wurden, die die Barrikaden durchbrachen. Als Artillerie die Wohnhausanlage beschoss, konnte die Exekutive schließlich in den Bau eindringen, ihn aber nicht gänzlich besetzen. Das gelang erst durch den Einsatz weiterer Einheiten des Bundesheeres in den Nachmittagsstunden des 14. Februar.

Im Polizeibericht heißt es, dass allein im Schlingerhof 350 Schutzbündler gefangen genommen wurden.

Eine Gedenktafel erinnert heute an die dramatischen Ereignisse und an die Opfer des Februar 1934 im Schlingerhof.

Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.