Die in den Jahren 1925/26 von Rudolf Frass, Karl Dorfmeister und Rudolf Perco errichtete Anlage mit 271 Wohnungen wurde nach dem Philosophieprofessor Friedrich Jodl (1849–1914) benannt. Der aus München stammende Jodl erhielt 1896 einen Lehrstuhl in Wien und wurde 1898 zum Obmann des Wiener Volksbildungsvereins (heute: Polycollege Stöbergasse) gewählt, der unter seiner zwölfjährigen Leitung einen beträchtlichen Aufschwung nahm und am 10. Januar 1909 ein eigenes Haus in der Stöbergasse in Betrieb nehmen konnte.
Die große, unregelmäßige und sehr eigenwillige Anlage mit ihrer geschwungenen Hauptfassade, die der Krümmung des Gürtels folgt, zeichnet sich durch ihre stark expressive Architektursprache (Hautmann, 1980) aus.
Bemerkenswert ist die Fülle expressiver Details, wie z.B. die kantigen Falten und Einbuchtungen am Turmbau neben dem wuchtigen Durchfahrtsportal zur Guneschgasse oder die Fahnenmasten beim Haupteingang.
In der Arkadenreihe mit klinkerverkleideten Pfeilern befinden sich einige Geschäftslokale; dahinter öffnet sich ein kleiner, länglicher Hof. Im großen Innenhof ist ein Medaillon mit dem Porträt Friedrich Jodls angebracht. Die Anlage ist vorbildlich restauriert und überaus sehenswert. Nach Friedrich Jodl ist übrigens seit 1919 auch die Jodlgasse in Hietzing benannt.
Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002; Walter Zednicek, Architektur des Roten Wien, 2009.