Otto Glöckel-Schule

13., Veitingergasse 9

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In dem neuen Siedlungsgebiet zwischen Lainz-Speising und Ober St. Veit ergab sich zu Beginn der 1930er Jahre der Bedarf nach einer neuen Volks- und Hauptschule. Als Leiter des Stadtschulrates gab Otto Glöckel den Bau der Schule auf früheren Gärtnereiflächen zwischen der Bahnstation Lainz und den Gründen des Jesuitenkollegs in Auftrag. Das Gebäude wurde in den Jahren 1933/34 nach Plänen des Wiener Stadtbauamtes errichtet und am 18. Oktober 1934 – ein halbes Jahr nach der gewaltsamen Zerschlagung der österreichischen Sozialdemokratie – eröffnet.

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Die Anlage besteht aus einem viergeschossigen, verschachtelten Kubus, der zur Ecke hin ansteigt. Die Fensterteilung signalisiert auch nach außen die funktionale Trennung von Verwaltungs- und Schultrakt. Das Schulgebäude selbst ist ein roher Ziegelbau – Weihsmann (1985) spricht von einem "fabriksmäßigen Charakter" –, Stiegenhäuser und Verwaltungstrakt sind aus Beton, das Eckportal aus glasiertem Klinker. Die verspielten Allegorien der vier Jahreszeiten am Eingang bilden einen auffälligen Kontrast zur funktionalistischen Kühle des Gebäudes.

Die Schule in der Veitingergasse galt mit ihren hellen Klassen und ihren großzügigen Grün- und Sportanlagen als die modernste Schule Österreichs. Zahlreiche – auch ausländische – Delegationen – waren hier zu Gast, um das moderne Wiener Schulwesen zu studieren.

1937 wurde in der Schule die Komödie "Die unentschuldigte Stunde" (Regie: E.W. Emo) mit Hans Moser, Gusti Wolf und Theo Lingen gedreht. In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 war das Gebäude von der Militärbehörde beschlagnahmt und diente als ungarisches Reservelazarett.

Nach Kriegsende konnte der Unterricht wieder aufgenommen werden; 1946 verlieh der Wiener Gemeinderat der Schule offiziell den Namen Otto Glöckel-Schule. 1949 wurde eine vom Bildhauer Sepp Haberl geschaffene Otto Glöckel-Büste enthüllt.

In den Jahren 2004 bis 2006 wurde das Gebäude um rund vier Millionen Euro saniert und ein kleiner Zubau errichtet. Eine Aufstockung auf den bestehenden Garderobentrakt ermöglichte die Einrichtung einer Bibliothek und eines Gruppen- und Freizeitraumes. Am 22. Mai 2006 wurde eine Gedenktafel zu Ehren Otto Glöckels feierlich enthüllt.

Noch heute werden moderne Unterrichtsformen in der Otto Glöckel-Schule groß geschrieben. Fächerübergreifender Unterricht, offenes Lernen und Projektunterricht sind wesentliche Bestandteile des Schulversuchs, um ganzheitliches Denken und selbständiges Lernen zu fördern. Derzeit besuchen 325 SchülerInnen die Kooperative Mittelschule, die 14 Klassen zählt.

Literatur: Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934, 1985.