Gelbard, Rudolf

4.12.1930, Wien – 24.10.2018, Wien

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Rudolf Gelbard wurde als Sohn einer assimilierten jüdischen Familie, die der Sozialdemokratie nahe stand, geboren und wuchs in der Leopoldstadt auf. 1942 wurde er gemeinsam mit seinen Eltern in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Die Familie erlebte die Befreiung in Theresienstadt und kehrte im Mai 1945 nach Wien zurück. Seitdem war Gelbard Mitglied der Freiheitskämpfer und setzte sich – auch als Vorstandsmitglied des DÖW – für die Aufklärung der NS-Verbrechen ein und engagierte sich im Kampf gegen antisemitische oder neonazistische Aktivitäten.

Im Jahr 1948 kam es zu einem ersten machtvollen Protest gegen den nach wie vor vorhandenen Antisemitismus in Österreich, als ehemalige Ariseure einen "Schutzverband der Rückstellungsbetroffenen" gründen wollten. Hunderte Antifaschisten – unter ihnen Rudolf Gelbard – besetzten den Tagungsraum, die geplante Vereinsgründung platzte.

Von 1951 bis 1952 war Rudolf Gelbard in der Firma seines Vaters beschäftigt, beide Eltern starben allerdings früh an den Folgen der KZ-Haft. Von 1954 bis 1963 war Gelbard als Mitarbeiter im Bundesministerium für soziale Verwaltung tätig, danach als Kaufmann und Handelsvertreter.

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Von 1975 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1990 war Rudolf Gelbard bei der Tageszeitung Kurier tätig, danach als Vortragender und Zeitzeuge an Schulen, im Rahmen von Lehrveranstaltungen und Symposien aktiv. Rudolf Gelbard wurde vielfach ausgezeichnet, seit 2008 wird vom Republikanischen Club – Neues Österreich der Rudolf Gelbard Preis für Aufklärung gegen Faschismus und Antisemitismus vergeben.

Im März 2008 sendete 3sat die Dokumentation "Der Mann auf dem Balkon. Rudolf Gelbard – KZ-Überlebender, Zeitzeuge, Homo Politicus" von Kurt Brazda. 2013/14 wirkte er bei dem Projekt "Die letzten Zeugen" von Doron Rabinovici am Wiener Burtgtheater mit.

2022 wurde ein Teilabschnitt des 12.-Februar-Platzes im Döblinger Karl-Marx-Hof in Rudolf-Gelbard-Gasse benannt.

Literatur: Walter Kohl, Die dunklen Seiten des Planeten: Rudi Gelbard, der Kämpfer, 2008.