Besatzung 1945–1955

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Während der letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs besetzten alliierte Truppen ganz Österreich, das in weiterer Folge in vier Besatzungszonen eingeteilt wurde. Am 1. September 1945 übernahmen die Truppen der vier Besatzungsmächte ihre Zonen auch in Wien, das bis dahin nur von sowjetischen Soldaten besetzt war. Die russische Zone umfasste nun die Bezirke 2, 4, 10, 20 und 21, die amerikanische die Bezirke 7 bis 9 sowie 17 bis 19, die britische Zone die Bezirke 3, 5 sowie 11 bis 13 und die französische Zone die Bezirke 6 sowie 14 bis 16. Die 1938 eingemeindeten Gebiete, darunter der heutige 23. Bezirk, gehörten zur Wien umgebenden sowjetischen Besatzungszone. Die Innere Stadt wurde von den vier Besatzungsmächten gemeinsam verwaltet; Sitz der interalliierten Kommandantur war der Justizpalast, der Vorsitz wechselte monatlich.

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Die ursprünglich 700.000 Mann starken Besatzungstruppen wurden bis 1955 auf Seiten der drei Westmächte auf etwa 20.000 und auf Seiten der Sowjetunion auf rund 40.000 reduziert. Für die Kosten hatte die Republik Österreich aufzukommen – zunächst mit 35% des Budgets, ab Ende 1946 mit 15%. 1947 verzichteten die USA auf ihren Anteil, 1953 auch die drei anderen Besatzungsmächte.

In ihren jeweiligen Zonen griffen die Besatzungsmächte auch in lokale Angelegenheiten ein; die Sowjetunion etwa beschlagnahmte 1946 das "deutsche Eigentum" in ihrer Zone. Immer wieder kam es auch zu persönlichen Übergriffen und Zwischenfällen. Hier war es besonders die Arbeiter-Zeitung, die ab dem 5. August 1945 wieder als Parteizeitung der SPÖ erschien und mit einer Auflage von 245.000 Stück lange Zeit unangefochten die größte Zeitung des Landes war, die sich als die Zeitung, die sich was traut besonders für die Rechte der Österreicher gegenüber den Besatzungsmächten stark machte.

Die Zeit der "Vier im Jeep" brachte – neben den lebensnotwendigen Care-Paketen – allerdings auch angenehme Veränderungen nach Wien. Von amerikanischen Zigaretten, die eine Zeit lang als "Ersatzwährung" am Schwarzmarkt dienten, über Jazz und Nylonstrümpfe bis zur neuen "Mode" des Existenzialismus und des Surrealismus.

Auch der Film "Die Vier im Jeep" von Leopold Lindtberg aus dem Jahr 1951 hatte das geteilte Wien zum Thema.

Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 endete die Besatzungszeit am 25. Oktober 1955, als der letzte fremde Soldat Österreich verließ. Tags darauf nahm das Parlament das Verfassungsgesetz über die immerwährende Neutralität Österreichs an. Der 26. Oktober wurde zunächst als "Tag der Fahne" gefeiert und 1965 zum österreichischen Nationalfeiertag erklärt.

Literatur: Alfred Ableitinger, Österreich unter alliierter Besatzung, 1998; Karl Fischer, Die Vier im Jeep, 1985; Harald Gerich, Alliierte Kontrolle in Deutschland und Österreich, 1999; Lothar Gruber, Die Kosten der Besetzung Österreichs durch die alliierten Mächte nach dem Zweiten Weltkrieg, 1979; Birgit Wiedrich, Auswirkungen der alliierten Besatzung auf das Alltagsleben in Wien, 1999.