Aus: Das rauhe Leben

Alfons Petzold

PQ

Monatelang in allen möglichen Stellungen mit winzigen Gehältern tätig, zwischendurch wieder monatelang postenlos, sogar einmal obdachlos und des öfteren tagelang hungernd, an allem Guten und Schönen tief verzweifelnd und als einzigen Ausweg aus dieser Hölle den Anarchismus betrachtend. Arbeiten wie Gipsschleifen und hundert Kilo schwere Kisten transportieren, bei einem Stundenlohn von zwanzig Hellern, brachten zudem alle Augenblicke meine an und für sich sehr schwache Lunge in Aufruhr, die darum alle Jahre auf sechs bis acht Wochen zu streiken begann und mich auf diese Weise ins Bett schickte. Das heißt, wenn es der Krankenkassenarzt erlaubte. Denn einige Male kam ich mit Fieber, das so heftig war, dass ich kaum aus den Augen schauen konnte, und mit furchtbarem Rippenfellstechen zum Krankenkassenarzt, um ihn zu bitten, mich krank zu melden. Dieser aber sagte, nachdem er ganz flüchtig meinen Puls gezählt hatte: "Ihnen fehlt nichts, höchstens die Faulenzia, gehen S' nur schön ruhig wieder an die Arbeit." Dass die Tuberkulose später bei mir so arg auftrat, habe ich nicht zum geringsten Teil der Skrupellosigkeit dieser Vertreter des schönsten und edelsten Berufes zu verdanken.