Verband der Amateurfußballvereine Österreichs (VAFÖ)

V

Nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs sammelten sich die Arbeitersportvereine, die Arbeiterradfahrer und die Naturfreunde 1919 im "Verband der Arbeiter- und Soldatensportvereine" (VAS), der sich 1924 zum Arbeiterbund für Sport und Körperkultur in Österreich (ASKÖ) umbenannte. Nur die Arbeiterfußballer verblieben bis 1926 im überparteilichen Österreichischen Fußball-Verband (ÖFV); innerhalb des ÖFV bestanden ab 1921 allerdings zwei Interessensverbände – die sozialdemokratische "Freie Vereinigung" und der bürgerliche "Schutzverband".

In der Frage, ob Österreich ein Team zur 1. Arbeiter-Olympiade nach Frankfurt (1925) entsenden solle, kam es schließlich zum Bruch. Am 7. März 1926 konstituierte sich der nunmehr "Freie Vereinigung der Amateur-Fußballvereine Österreichs" (VAFÖ) genannte Verband neu. Am 1. Juli beschloss die VAFÖ, den gemeinsamen Verband mit den "bürgerlichen" Vereinen zu liquidieren und dem ASKÖ beizutreten. Die Vereine des "Schutzverbandes", zu denen auch die Klubs der 1924 etablierten Profifußballliga zählten, gründeten daraufhin einen neuen Verband, den "Allgemeinen Österreichischen Fußball-Bund" (AÖFB).

Die VAFÖ konzentrierte sich nun ganz auf die Förderung des Arbeiterfußballs auf Amateurbasis, richtete eigene Meisterschafts- und diverse Cupbewerbe (Cup des 1. Mai, Wiener Cup, Kreiscup, Cup des 12. November) in fast allen Bundesländern aus und bildete eine Amateurauswahl, die Österreich mit großem Erfolg bei internationalen Arbeiterturnieren vertrat (Olympiasieger 1931, Europameister 1933). 1927 zählte der Verband bereits 403 Vereine mit rund 10.000 Mitgliedern, verfügte über ein eigenes Verbandsorgan, den "Amateur-Fußball", und nach den Beschlüssen des Linzer Parteitages war sogar die Zugehörigkeit zu einem "bürgerlichen Verein" mit der Parteizugehörigkeit unvereinbar!

Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage wechselten allerdings viele Spieler in den frühen 1930er Jahren zu den Profivereinen. Nicht weniger als neun Spieler des österreichischen "Wunderteams" stammten aus Arbeiterfußballvereinen.

Nach dem Februar 1934 wurden die meisten VAFÖ-Vereine zum Übertritt gezwungen, der nun praktisch bedeutungslos gewordene Arbeiterfußballverband existierte nominell noch bis 1936 weiter. Die wichtigsten Vereine der VAFÖ-Liga waren der SC Gaswerk Wien (Meister 1931, 1932 und 1933), der SC Red Star Wien, der SC E-Werk Wien, der SpC Rudolfshügel, der SPC Helfort Wien (Meister 1930), der SC Phönix Schwechat (Meister 1934) und der SC Nord-Wien 1912 (Meister 1929). 

Literatur: Hubert Dürr, Die Sozialgeschichte des Fußballspiels in Österreich (1896 bis 1911), 1990; Josef Huber, Die Geschichte des Wiener Fußballs 1923-1998, 1998; Karl Kastler, Fußballsport in Österreich. Von den Anfängen bis in die Gegenwart, 1972; Mario Kubista, SC Helfort 1910-1994, 2005; Matthias Marschik, "Wir spielen nicht zum Vergnügen". Arbeiterfußball in der Ersten Republik, 1994; ders., Vom Herrenspiel zum Männersport. Die ersten Jahre des Wiener Fußballs, 1997; Andreas Steindl, Zur Ideologisierung des Fußballsports in Österreich unter besonderer Berücksichtigung der Jahre 1918-1934, 2007; Wolfgang Zechner, Fußball und Nationalidentität in der Ersten Republik. "Wiener Schule", "Wunderteam" und "der Papierene, 1999.