Rainer, Roland

1.5.1910, Klagenfurt – 10.4.2004, Wien

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Roland Rainer studierte von 1929 bis 1933 an der Technischen Hochschule in Wien Architektur. Rainer wurde 1950 Mitglied der Österreich-Sektion des 1928 von Le Corbusier gegründeten "Congrès International d' Architecture Moderne" (CIAM), 1953 Vorstandsmitglied des österreichischen Werkbundes, wirkte 1953/54 als Professor an der Technischen Hochschule in Hannover, 1955/56 an der Technischen Hochschule in Graz und war von 1956 bis 1980 Leiter der Meisterschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien (von 1960 bis 1962 auch deren Rektor).

Als "Stadtplaner von Wien" leistete Rainer in den Jahren 1958 bis 1963 einen wesentlichen Beitrag zur Stadtentwicklung. Rainer, der sich als Anwalt einer humanistischen Moderne bald auch international einen Namen machte, war ein streitbarer Hochhausgegner und unermüdlicher Kritiker von Bausünden und Umweltzerstörung.

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In zahlreichen Publikationen entwickelte er eine zusammenhängende Lehre vom Einzelhaus bis zum Städtebau. Für Privathäuser propagierte Rainer das naturnahe Wohnen im verdichteten Flachbau und griff – etwa mit dem Atriumhaus – Ideen aus der Antike und dem Orient auf (Gartenstadt Puchenau bei Linz, ab 1965); für große öffentliche Bauten bediente sich Rainer einer expressiv-konstruktiven Sprache als Ausdruck demokratischer Repräsentation (Stadthalle Wien, 1954-58; Stadthalle Ludwigshafen, 1962-65).

Roland Rainer wurde 1980 Präsident des österreichischen Kunstsenats und galt in der österreichischen Kulturlandschaft bis ins hohe Alter als unangefochtene Autorität.

Anlässlich des 90. Geburtstages des Doyens der österreichischen Architektur wurde das Roland Rainer-Stipendium geschaffen. Ziel des Stipendiums war die Förderung junger Architekten und Architektinnen und wurde alle zwei Jahre verliehen. Die erste Verleihung des Roland Rainer-Stipendiums fand 2001 statt, die letzte Ausschreibung erfolgte 2014.

Werk (Auswahl): - Bauten: Flachbausiedlung Mannersdorf (1952/53); Franz-Domes-Lehrlingsheim (1951/52, 1983 abgebrochen); Fertighaussiedlung Wien-Veitingergasse (1953, mit Carl Auböck); Wiener Stadthalle (1954-58); Stadthalle Bremen (1961-64); Friedrich-Ebert-Halle Ludwigshafen (1960-65); Flachbausiedlung Am Mauerberg (1962/63); Gartenstadt Puchenau I - III bei Linz (1965-95); ORF-Zentrum Küniglberg (1969-76); Stadthallenbad, 1971-74; Hochschule am Kagraner Anger, 1973; Akademiehof Karlsplatz (mit Gustav Peichl), 1993; zahlreiche Wohnanlagen, Gartenstädte, Bürogebäude, Schulbauten, Kirchen etc. - Schriften: Ebenerdige Wohnhäuser, 1948; Planungskonzept Wien, 1962; Für eine lebensgerechtere Stadt: Beiträge aus 25 Jahren, 1974; Kriterien der wohnlichen Stadt: Trendwende in Wohnungswesen und Städtebau, 1978.
Literatur: Margarethe Cufer, Frank Dimster, Georg Driendl, Meisterschule Roland Rainer, 1998; Michaela Rützler, Roland Rainer – von der Idee des menschengerechten Bauens, 2000.