Proft, Gabriele (geb. Jirsa)

20.2.1879, Troppau/Opava (Schlesien) – 6.4.1971, Bad Ischl (OÖ)

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Gabriele Proft stammte aus einfachen Verhältnissen: Sie war eines von sieben Kindern eines Schuhmachers. Wie viele andere Mädchen auch, ging sie mit 17 Jahren nach Wien, wo sie erst als Dienstmädchen, später als Heimarbeiterin ihren Lebensunterhalt verdiente. Noch im selben Jahr nahm Proft an einem Vortrag von Franz Schuhmeier teil, den dieser im Gasthof "Zur Bretzen" im 16. Bezirk hielt, und trat aus lauter Begeisterung dem Bildungsverein "Apollo" bei.

Proft engagierte sich bald in der Gewerkschaft, dann auch in der sozialdemokratischen  Frauenbewegung, wo sie als mitreißende Rednerin rasch zu einer führenden Persönlichkeit wurde.

1906 besuchte Proft die Arbeiterschule, wo sie Vorträge von Robert Danneberg und Adolf Braun hörte, absolvierte einen Bürokurs und wurde schließlich von der sozialdemokratischen Frauenorganisation – dem Frauenreichskomitee – als deren erste Sekretärin angestellt. In dieser Funktion begann sie ab 1909 ihre politischen Anliegen nicht nur in Versammlungen, sondern auch in sozialistischen und gewerkschaftlichen Zeitschriften zu artikulieren.

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Im Ersten Weltkrieg gehörte Gabriele Proft, im Gegensatz zu vielen ihrer Parteikollegen, zu den führenden Friedensaktivisten um Friedrich Adler. Am berühmt gewordenen Parteitag von 1917 war sie es, die die "Erklärung der Linken" vortrug, in der diese sich gegen die staatstreue Haltung der Parteiführung wandten.

1918 zog sie als eine von fünf Frauen in den Wiener Gemeinderat, im Jahr darauf in die Konstituierende Nationalversammlung und schließlich in den Nationalrat ein, wo sie die Interessen der Frauen bis 1934 vertrat. Am 12. Februar 1934 wurde Gabriele Proft verhaftet. Als man sie nach monatelanger Haft endlich wieder freiließ, schloss sie sich den Revolutionären Sozialisten an.

 

TF_Proft_Gabriele_Benennung_AdelheidPoppHofVGA61944 wurde Proft von den Nationalsozialisten verhaftet und bis Kriegsende im Konzentrationslager Maria-Lanzendorf festgehalten.

1945 nahm Gabriele Proft im Alter von immerhin bereits 66 Jahren ihre Arbeit im Nationalrat, aber auch in ihrer Bezirksorganisation in Währing wieder auf. Und als wenige Tage nach der Gründung der SPÖ auch das Frauenzentralkomitee wieder eingerichtet wurde, waren Gabriele Proft, Hilde Krones und Frieda Nödl seine ersten Mitglieder. Gabriele Proft ist damit eine der wenigen österreichischen Politikerinnen, die sowohl in der Ersten als auch in der Zweiten Republik wichtige politische Ämter bekleideten.

1953 zog sich Proft, die auch Vorsitzende des Frauenzentralkomitees der SPÖ und stellvertretende Bundesparteivorsitzende war, in den Ruhestand zurück.

Der Gabriele-Proft-Weg im 22. Bezirk wurde 2002 nach der früheren Nationalratsabgeordneten benannt. 2024 schließlich erfolgte die Benennung der 1933/34 errichteten Wohnhausanlage 18., Messerschmidtgasse 33-37 in Gabriele-Proft-Hof.

Werk: Der Weg zu uns! Die Frauenfrage im neuen Österreich, 1945.
Literatur: Andrea Ertl, Gabriele Proft, 1997; Festschrift Gabriele Proft, 1959; Edith Probst (Hrsg.), "Die Partei hat mich nie enttäuscht…", Österreichische Sozialdemokratinnen, 1989.