Jochmann, Rosa

19.7.1901, Wien – 28.1.1994, Wien

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Rosa Jochmann stammte aus einer mittellosen Arbeiterfamilie; ihre Eltern waren Zuwanderer aus Mähren. Mit fünfzehn Jahren begann sie in einer Süßwarenfabrik zu arbeiten und wurde schon nach kurzer Zeit zur Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Bald wurde man auch in Gewerkschaftskreisen auf die junge Aktivistin aufmerksam. Käthe Leichter, ihre spätere Leidensgefährtin im KZ-Ravensbrück, die damals gerade das Frauenreferat in der Arbeiterkammer aufbaute, ermöglichte ihr den Wechsel in den Gewerkschaftsbereich.

Silvester36_KarlMarieEmhart_Jochmann_Muhr_VGAIhre systematische Ausbildung erhielt Jochmann in der Arbeiterhochschule in Döbling. Und sie lernte rasch: 1931 wurde Jochmann zur Frauenzentralsekretärin bestellt und 1933 als jüngstes Mitglied in den Parteivorstand gewählt.

Nach dem Februar 1934 schloss sich Rosa Jochmann den Revolutionären Sozialisten an und wurde 1935 wegen Verbreitung illegaler Schriften zu einem Jahr schweren Kerkers verurteilt.

Als Bundeskanzler Schuschnigg kurz vor dem Einmarsch der deutschen Truppen die Versöhnung mit der Arbeiterbewegung suchte, war es Rosa Jochmann, die noch einmal zu Otto Bauer nach Brünn reiste.
 

TF_Jochmann_Rosa_DOEWUnmittelbar vor Kriegsausbruch im August 1939 wurde sie von der Gestapo verhaftet und im März 1940 mit dem Vermerk "Rückkehr unerwünscht" ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert, aus dem sie erst nach der Befreiung des Lagers durch russische Truppen heimkehren konnte. Noch im selben Jahr wurde sie in den Nationalrat gewählt, dem sie bis 1967 angehörte.

Von 1959 bis 1967 war Rosa Jochmann Frauenvorsitzende der SPÖ; als langjährige Vorsitzende des Bundes sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus – von 1948 bis 1990 – war sie stets bemüht, das Andenken an die Greuel des Faschismus lebendig zu erhalten.

Als unter der sozialistischen Alleinregierung, angeregt durch Unterrichtsminister Fred Sinowatz, das "Unterrichtsprinzip Politische Bildung" eingeführt wurde, stellte sich Jochmann noch im hohen Alter als unermüdliche Zeitzeugin zur Verfügung, besuchte hunderte Schulen und führte unzählige Gespräche mit jungen Menschen. Mehr als 8.000 Briefe belegen, wie sehr sie bis zuletzt in dieser Aufgabe aufging.

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Die Benennung des Rosa-Jochmann-Ringes am Leberberg (1995), die ebenfalls in Simmering gelegene und 1994 von den Architekten Wolfgang Reder und Hermann Czech errichtete Rosa-Jochmann-Schule, Fuchsröhrenstraße 21-25, und der Rosa-Jochmann-Park, 2., Weintraubengasse 23, erinnern an die "Grande Dame" der österreichischen Sozialdemokratie.

2013 schließlich wurde die 1931/32 von Josef Frank und Oskar Wlach errichtete Wohnhausanlage der Stadt Wien in Simmering Rosa-Jochmann-Hof benannt.

Literatur: Rainer Mayerhofer, Rosa Jochmann: Symbol für Demokratie und Menschenwürde, WZ-online; Franz Richard Reiter (Hrsg.), Wer war Rosa Jochmann?, 1997; Maria Sporrer (Hrsg.), Rosa Jochmann: Zeitzeugin, 1983; Andrea Steffek, Rosa Jochmann – "Nie zusehen, wenn Unrecht geschieht", 1999; Hans Waschek (Hrsg.), Rosa Jochmann. Ein Kampf, der nie zu Ende geht. 1994.