Bruha, Antonia (geb. Spath)

1.3.1915, Wien – 27.12.2006, Wien

Bruha_antonia_head_doew

B

Die Tochter eines Braumeisters wurde von ihrem Vater auf eine tschechische Schule geschickt und erlernte anschließend den Beruf der Friseurin und Schönheitspflegerin. Viel Freizeit verbrachte sie im "Tschechischen Arbeiterturnverein", wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernte. Um das Haushaltseinkommen aufzubessern, schrieb Toni Bruha, die gerne Slawistik studiert hätte, auch für die tschechischen "Wiener Arbeiter-Blätter" (und die spätere "Wiener Zeitung") sowie für den tschechischen "Jungarbeiter".

Bruha_TF_DOEW


Nach dem "Anschluss" engagierte sich Bruha in einer tschechischen Widerstandsorganisation rund um Alois Houdek. Sie schmuggelte Flugblätter und Zeitungen über die Grenze nach Österreich; später produzierte sie mittels eines einfachen Abziehapparates Flugschriften und beteiligte sich an der Planung von Sabotageaktionen gegen Wehrmachtseinrichtungen.

Die Gruppe flog im Herbst 1941 durch einen Spitzel auf; einige ihrer Mitglieder wurden noch im selben Jahr im KZ-Mauthausen liquidiert, andere zu hohen Haftstrafen verurteilt. Von insgesamt 100 Festgenommenen überlebten 69 nicht.

Bruha_Antonia_TF_Kind_DOEW

Auch Antonia Bruha wurde Mitte Oktober 1941, kurz nach der Geburt ihrer Tochter Sonja, wegen "staatsfeindlicher Betätigung" verhaftet, verbrachte ein Jahr auf der Roßauer Lände und im Gefangenenhaus Schiffamtsgasse und wurde im September 1942 gemeinsam mit 12 anderen Frauen aus dem tschechoslowakischen Widerstand mit dem Vermerk "RU" (Rückkehr unerwünscht) in das KZ-Ravensbrück überstellt. Die Frauen kamen alle auf den politischen Block, in welchem Rosa Jochmann Blockälteste war.

In Ravensbrück schmuggelte Bruha unter Lebensgefahr Medikamente aus dem Krankenrevier und rettete dadurch so manches Leben. Kurz vor der Befreiung des Lagers konnte die völlig abgemagerte und geschwächte Bruha bei einem der Todesmärsche fliehen und sich bis nach Wien durchschlagen.

Bruha_TF_PID

Als sich die Spaltung des einheitlichen Opferverbandes in parteipolitische Fraktionen abzeichnete, beschlossen jene Frauen, die KZ und Gestapohaft überlebt hatten, sich nicht zu trennen und gründeten 1947 stattdessen die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück.

Eine der Gründerinnen war Toni Bruha, die sich auch im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes engagierte, hier die "Sammlung Frauen-KZ Ravensbrück" betreute und bereits früh als Zeitzeugin in Schulen auftrat.

1984 erschien ihre Autobiographie "Ich war keine Heldin", in der sie insbesondere auf die Zeit ab ihrer Verhaftung, die KZ-Haft und ihre Rückkehr nach Wien einging.

Nach der Autorin und Widerstandskämpferin wurde 2018 die Antonia-Bruha-Gasse in der Seestadt Aspern benannt.

Werk: Ich war keine Heldin, 1984/1995.
Literatur: Elisabeth Welzig, Leben und überleben. Frauen erzählen vom 20. Jahrhundert, 2006.