Die Schaffung einer "Einheitsschule" im Anschluss an die gemeinsame Grundschule ist eine seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer wieder erhobene Forderung, um der allzu frühen Differenzierung im Bildungswesen und der damit einhergehenden sozialen Ungleichheiten beim Zugang zu Bildung zu begegnen.
Die Forderung nach Einführung der Einheitsschule war ein Kernstück des von Otto Glöckel verkündeten sozialdemokratischen Schulerneuerungsprogramms, das bereits 1920 eine gemeinsame Schule für alle 10- bis 14jährigen vorsah ("Allgemeine Mittelschule").
Um dem polemischen Vorwurf der "Nivellierung" zu begegnen, wurde auch die Idee der "elastischen Einheitsschule" vertreten, die auf individuelle Begabungen, Interessen und Neigungen Rücksicht nehmen und diese in frei zu wählenden Arbeitsgemeinschaften fördern sollte.
Die Einheitsschule ist – unter dem neuen Begriff "Gesamtschule" – bis heute einer der Hauptstreitpunkte in der Bildungspolitik zwischen dem sozialdemokratischen und dem konservativen Lager in Österreich.
Literatur: Gerhard Pongratz, Gesamtschule in Österreich, 1978; Nikolaus Severinski, Die Gesamtschulidee. Historischer Aufriss mit besonderer Berücksichtigung der "Glöckelschen Schulreform" in Österreich, 1985.