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Reich geschmückt präsentieren sich viele kommunale Wohnbauten der Ersten Republik. Ob Putti, Steinfiguren oder Medaillons der Fassadenschmuck ist derart vielfältig, dass diese Galerie nur eine kleine Auswahl darstellen kann. Dass das wenigste davon als "revolutionär" zu bezeichnen ist, steht auf einem anderen Blatt... Im Stil der Wiener Werkstätten präsentiert sich etwa dieser Putto am Wachauerhof (Hugo Mayer, 1923/24), 2., Vorgartenstraße 213.
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Dieses Porträtmedaillon prangt über dem Eingang des Erdbergerhofes (Karl Schmalhofer, 1921/22), 3., Drorygasse 19-23.
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Der Franz-Domes-Hof, errichtet in den Jahren 1928 bis 1930 vom deutschen Architekten Peter Behrens, steht am Margaretengürtel 126-134. Die beim rechten Eingang angebrachte Plastik "Der Lichtbringer" mit der Inschrift "Licht in der Wohnung Sonne im Herzen" stammt von Mario Petrucci (1952) und steht für Natur- und Körperkult, aber auch für Aufklärung und Wissen.
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Unbenannt geblieben ist diese, 1925/26 nach Plänen von Leo Kammel errichtete Wohnhausanlage, 7., Bernardgasse 38. Zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk finden sich 4 große Kinderkopfplastiken aus grauem Kalkstein von Heinrich Krippel.
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Weit weniger "harmlos" ist der Ritter am Thury-Hof (Viktor Mittag und Karl Hauschka, 1925/26), 9., Marktgasse 3-7, der erst in späterer Zeit hier angebracht wurde. Die Inschrift dazu lautet: "Wir bitten dich Herrgott, laß uns niemals wankend werden und feige sein, laß uns niemals die Pflicht vergessen, die wir übernommen haben." Das Zitat stammt von Adolf Hitler, der es in seiner Rede in Königsberg am 4. März 1933, also am Tag vor der Reichstagswahl, verwendete. Die Rede wurde im "Völkischen Beobachter" vom 5./6. März 1933 unter dem Titel "Hitlertag in Königsberg - Glocken läuten den Tag der Freiheit ein - Der letzte Appell des Führers vom deutschen Osten aus an die Nation" veröffentlicht, das erwähnte Zitat mit "stürmischem Beifall" akklamiert.
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Frisch renoviert präsentiert sich der Gallhof (9., Heiligenstädter Straße 4), der in den Jahren 1924/25 nach Plänen von Heinrich Schopper und Alfred Chalusch errichtet wurde. Die streng klassizistische Hauptfront wird von einer männlichen Figur von Leopold Hohl dominiert.
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Dieses Arbeiterrelief befindet sich am Anton-Hölzl-Hof (10., Laxenburgerstraße 94), der 1931/32 nach Plänen von Josef Hoffmann errichtet wurde.
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Ebenfalls in Favoriten, in der Bürgergasse 22, befindet sich eine im Jahr 1925 nach Plänen von Heinrich Ried errichtete Wohnhausanlage. Am Portal finden sich Putten und kleine, weiße Tauben.
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Dieser Putto des Bildhauers Hans Müller befindet sich an der 1924/25 nach Plänen von Clemens Kattner und Alexander Graf errichteten Wohnhausanlage, 10., Troststraße 64-66.
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Ausdrucksstarke Kinderdarstellungen (mit modischen Frisuren!) finden sich auch beim Kinderhort des Dr.-Franz-Klein-Hofes (11., Herbortgasse 24). Die Wohnhausanlage wurde in den Jahren 1924/25 von Karl Krist errichtet.
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Der in den Jahren 1925 bis 1927 nach Plänen von Karl Ehn errichtete Bebelhof steht in der Steinbauergasse 36 in Meidling. Dieser Schlussstein ist nur ein verspieltes Detail dieser großen, repräsentativen Anlage.
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Ebenfalls in Meidling, in der Fockygasse 53, wurde 1930 eine Wohnhausanlage nach Plänen von Bernhard Pichler errichtet. Die straßenseitigen Eingänge werden von zwei Figurengruppen (Kinder mit Tieren) flankiert.
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Von Clemens Holzmeister stammt der 1924/25 errichtete Blathof (14., Rottstraße 1) der einzige Beitrag des Architekten zum kommunalen Wohnbauprogramm des "Roten Wien". Bemerkenswert sind unter anderem die plastischen Figuren über sämtlichen Stiegenhaustüren von Wilhelm Frass (1925). Der Bildhauer war Mitglied der Sezession; 1938 stellte sich heraus, dass Frass illegaler Nationalsozialist war. Nach dem Krieg wurde er auf Betreiben Josef Hoffmanns als "minderbelastet" wieder in das Wiener Kunstleben integriert.
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Unbenannt blieb diese in den Jahren 1924/25 nach Plänen von Siegfried Theiß und Hans Jaksch errichtete Wohnhausanlage, 14., Penzinger Straße 35-37. Über dem Hauseingang wacht die monumentale Figur "Der Schmied" von Oskar Thiede.
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Außergewöhnlich sind auch die drei beinahe etruskisch wirkenden Köpfe an der Ecke Philipsgasse / Penzinger Straße.
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Der Forstnerhof (15., Camillo-Sitte-Gasse 12-18) wurde 1924 nach Plänen von Gottlieb Michal erbaut. Die Erker der großen, ganz im "romantischen" Stil der frühen Gemeindebauten gehaltenen Anlage, sind mit Tierkreiszeichen verziert.
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Idyllische Darstellungen von Kindern mit Tieren finden sich über den Hauseingängen dieser im Jahr 1931 nach Plänen von Franz Zabza errichteten Wohnhausanlage, 16., Hasnerstraße 111-115.
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Musizierende Knaben von Heinrich Scholz zieren den Haupteingang zum Sandleitenhof (Emil Hoppe, Otto Schönthal und Franz Matuschek, 1924-1928), 16., Sandleitengasse 45-51.
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Über dem Hauptportal des Severhofes ( Alexander Popp, 1930/31), 16., Maroltingergasse 56-58, befindet sich diese überlebensgroße antikisierende "Mutter-Kind"-Darstellung von Fritz Zerritsch.
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"Türkenritt" nennt sich diese Figurengruppe von Karl H. Scholz, die sich über dem Portal des Türkenritthofes (Paul Hoppe, 1927-1929), 17., Hernalser Hauptstraße 190-192, befindet.
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Der in den Jahren 1924/25 nach Plänen von Karl Ehn errichtete Lindenhof befindet sich in der Kreuzgasse 78-80 in Währing. Die überlebensgroßen Steinplastiken von Josef Riedl sind über den beiden Hauseinfahrten in der Simony- und der Paulinengasse angebracht.
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Sehendwert sind auch die "Atlanten" an der 1928/29 von Leo Kammel errichteten Wohnhausanlage, 19., Döblinger Gürtel 10.
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Von Anton Hanak stammen diese Figuren am Klosehof (19., Philippovichgasse 1), der 1924/25 nach Plänen von Josef Hoffmann errichtet wurde.
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Diese groteske Büste zeigt den Namensgeber des Robert-Blum-Hofes (Erich Leischner, 1923/24), 20., Engerthstraße 110-118, und stammt von Mario Petrucci.
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Vier überlebensgroße Putti von Josef Breitner befinden sich an der in den Jahren 1925/26 nach Plänen von Hans Seitl und Karl Felsenstein errichteten Wohnhausanlage, 22., Meißnergasse 4-6.
Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 19191934, 1980; Barbara Peter Schubert, Die Ringstraße des Proletariats, 2001; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 19191934, 1985/2002.