-
Nicht selten sind Gemeindebauten der Ersten Republik an Eingangsportalen oder Sockelzonen mit gebranntem Backstein (Klinker) verziert. Doch auch der übrige Hausschmuck wurde oft aus Keramik hergestellt. Heute unter dem Schlagwort "Kunst am Bau" zusammengefasst, reicht das Repertoire von verzierten Säulen und Fenstern über Keramiktafeln bis zu figuralem Schmuck. So etwa die "Traubenträger" von Josef Riedl am Wachauerhof (Hugo Mayer, 1923/24), 2., Jungstraße 15.
-
Ebenso farbig zeigen sich die Majolikareliefs der Fenster am Metzleinstaler-Hof, 5., Margaretengürtel 90-98. Dieser zweite Bauabschnitt wurde von Hubert Gessner 1923/24 geplant.
-
Wenige Schritte weiter, am Margaretengürtel 100-110, steht der Reumannhof, ebenfalls nach Plänen von Gessner errichtet (1924-26). Hier sind nicht nur die Stiegennummerierungen, sondern auch die Portale, die vom Ehrenhof zu den tiefergelegenen Seitenhöfen führen, mit farbigen Keramiktafeln verziert.
-
Die mit keramischen Platten verkleideten Säulen am Ludo Hartmann-Hof (Cäsar Poppovits, 1924/25), 8., Albertgasse 13-17, haben die Form von Palmstämmen und verleihen dem Ensemble einen exotischen Touch.
-
Das vertiefte Portal, 10., Friedrich Krauergasse 2-4 (Otto Polak-Hellwig, 1928/29), ist mit farbigen Keramikplatten ausgelegt.
-
In der benachbarten Kennergasse 10 steht eine 1924/25 nach Plänen von Josef Hofbauer und Wilhelm Baumgarten errichtete Wohnhausanlage. Über dem triumphbogenartigen Eingangsportal befindet sich das glasierte Majolikarelief "Städtebauer" von Otto Hofner (1924).
-
Ebenfalls in Favoriten befindet sich in der gleichnamigen Gasse der Quarin-Hof (Siegfried Theiß und Hans Jaksch, 1924/25).
-
Die über dem Eingang gelegenen Fensterpfeiler des Kindergartens sind mit lebensgroßen Reliefplastiken aus gebranntem Ton von Theodor Oppitz verziert.
-
Diese Plastik über dem Eingangsportal hat dem nach Plänen von Camillo Fritz Discher und Karl Dirnhuber in den Jahren 1927 bis 1930 errichteten Wohnbau, 12., Rotenmühlgasse 64, den allerdings nur inoffiziellen - Namen "Indianerhof" gegeben.
-
Ein Reliefband aus gebranntem Ton umspannt die gesamte Häuserfront der Wohnhausanlage, 14., Hickelgasse 11 (Walter Pindt, 1930/ 31).
-
Über dem Eingang der Wohnhausanlage, 15., Gablenzgasse 35-37 (Leo Kammel, 1931/32), zeigt ein Relief aus glasierten Fliesen unter dem Titel "Arbeit Friede" eine idealtypische Familiendarstellung.
-
Ebenfalls in Rudolfsheim-Fünfhaus liegt der nach Plänen von Friedrich Pindt (1932/33) errichtete Käthe-Königstetter-Hof (Tautenhayngasse 2-8). An der Johnstraße befindet sich dieses nicht signierte Terrakottarelief. Es stellt eine Mutter mit Kind, einen Architekten (als "Arbeiter des Geistes") und einen Maurer (als "Arbeiter der Faust") dar.
-
In den Höfen des Vogelweidhofes (Leopold Bauer, 1926/27), 15., Wurzbachgasse 2-8, befinden sich drei mit Keramiken verkleidete Brunnen von Robert Obsieger (1927).
-
Ebenfalls von Obsieger stammen die Tierplastiken im Innenhof des ansonsten schmucklosen Dr.-Friedrich-Becke-Hofes, 16., Thalhaimergasse 32-38 und Brüßlgasse 19-23, der nach Plänen von Cesar Poppovits (1926) errichtet wurde.
-
An Zeitschriftencover der späten zwanziger Jahre erinnert die Sportlerdarstellung aus keramischen Platten (Pötsch, 1933) am Austerlitzhof (Gottlieb Michal, 1932/33), 16., Marolitingergasse 78-82.
-
In der Ottakringer Pfenninggeldgasse 3-7 (Otto Nadel, 1931) findet sich diese keramische Darstellung.
-
Detail der keramischen Torumrahmung, 19., Budinskygasse 10. Die Wohnhausanlage wurde 1930/31 nach Plänen von Otto Polak-Hellwig errichtet.
-
Absolut sehenswert sind die wunderbaren farbigen Keramikfiguren über den Rundbögen des Karl-Marx-Hofes (19., Heiligenstädter Straße 82-92), der 1927 bis 1930 nach Plänen von Karl Ehn errichtet wurde. Die allegorischen Plastiken stammen von Josef Franz Riedl und stellen "Aufklärung", "Befreiung", "Kinderfürsorge" und "Körperkultur" dar.
-
Diese Tierdarstellungen finden sich am Haupteingang der namenlosen Wohnhausanlage, 20., Friedrich-Engels-Platz 1-10, die 1930 bis 1933 nach Plänen des Otto Wagner Schülers Rudolf Perco errichtet wurde.
-
Der Keramikfries am Georg-Schmiedel-Hof (Viktor Weixler, 1927/28), 20., Hannovergasse 13-15, stammt von Josef Riedl.
-
Reich verziert ist auch der in den Jahren 1930/31 nach Plänen von Heinrich Ried errichtete Gerlhof, 20., Vorgartenstraße 34-40.
-
Die antikisierenden Szenen aus grünen Majolikaplatten stellen eine Frau auf einer Klinie, ein opferndes Paar, Musiker und Tänzer dar.
-
Überaus beeindruckend sind die mit keramischen Fliesen verzierten Stiegenaufgänge im Innenhof des Karl-Seitz-Hofes (Hubert Gessner, 1926-1931), 21., Jedleseer Straße 66-94.
-
In der Donaustädter Langobardenstraße 207 befindet sich diese in den Jahren 1932 bis 1934 nach Plänen von Adolf Stöckl errichtete Wohnhausanlage. Die Eckfenster zieren keramische Putti des Wiener-Werkstätten Künstlers Russ Paintl.
Literatur: Hans und Rudolf Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 19191934, 1980; Barbara Peter Schubert, Die Ringstraße des Proletariats, 2001; Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 19191934, 1985/2002.