Marie Wisgrill entstammte kleinbürgerlichen Verhältnissen und war in erster Ehe mit dem Hofjuwelier Theodor Köchert und in zweiter Ehe mit dem Rechtsanwalt Edmund Lang verheiratet. Gegen Ende der 1880er Jahre kam sie durch Rosa Mayreder und Auguste Fickert mit der Frauenbewegung in Kontakt, in der sie dank ihrer energischen Persönlichkeit und ihrer blendenden Rednerbegabung bald eine führende Rolle spielte; ab 1900 fungierte sie als Mitherausgeberin der Zeitschrift "Dokumente der Frauen".
1898 brachte Marie Lang aus London, wo sie an einem Kongress teilgenommen hatte, die Idee der Settlementbewegung nach Wien, und bereits 1901 erfolgte die Gründung des "Wiener Settlements" unter ihrer maßgebenden Beteiligung.
Marie Lang war eine Vertreterin des radikalen Flügels der österreichischen Frauenbewegung und Mitbegründerin sowie Vorstandsmitglied des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereines. Sie setzte sich vehement für die Verbesserung der rechtlichen Stellung der Frauen und der unehelichen Kinder ein, kämpfte für die Abschaffung der Reglementierung der Prostitution und gegen den Lehrerinnen-Zölibat.
Gemeinsam mit ihrem Mann Edmund Lang bildete sie aber auch den Mittelpunkt eines freisinnigen und überaus fortschrittlichen Kreises, der sich besonders sozialen und künstlerischen Aufgaben widmete.
Marie Langs Stärke lag zweifellos weniger in der straff organisierten Arbeit, als vielmehr im unermüdlichen privaten Einsatz im Rahmen ihrer weitgespannten gesellschaftlichen Kontakte.
Literatur: René Freund, Land der Träumer. Zwischen Größe und Größenwahn – verkannte österreicher und ihre Utopien, 2000; Irmgard Sparholz, Marie Lang und ihre Bedeutung für die Sozialreformen in Österreich im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert, 1986.