Karl Renners Erklärung vom 3. April 1938

 

Ich habe als erster Kanzler Deutsch-Österreichs am 12. November 1918 in der Nationalversammlung den Antrag gestellt und zur nahezu einstimmigen Annahme gebracht: "Deutsch-Österreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik". 

Ich habe als Präsident der Friedensdelegation zu St. Germain durch viele Monate um den Anschluß gerungen – die Not im Lande, die feindliche Besetzung der Grenzen haben die Nationalversammlung und mich genötigt, uns der Demütigung des Friedensvertrages und dem bedingten Anschlußverbot zu unterwerfen. Trotzdem habe ich seit 1919 in zahllosen Schriften und ungezählten Versammlungen im Lande und im Reich den Kampf um den Anschluß weitergeführt. 

Obschon nicht mit jenen Methoden errungen, zu denen ich mich bekenne, ist der Anschluß nunmehr vollzogen, ist geschichtliche Tatsache, und diese betrachte ich als wahrhafte Genugtuung für die Demütigungen von 1918 und 1919, für St-Germain und Versailles. 

Ich müßte meine ganze Vergangenheit als theoretischer Vorkämpfer des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen wie auch als deutsch-österreichischer Staatsmann verleugnen, wenn ich die große geschichtliche Tat des Wiederzusammenschlusses der Deutschen Nation nicht freudigen Herzens begrüßte. 

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