Charoux, Siegfried

15.11.1896, Wien – 26.4.1967, London

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Der Sohn der Kleidermacherin Anna Buchta, geborene Charous, hieß bis 1914 Buchta, dann Charous und nannte sich ab 1926 Charoux. Nach dem Pflichtschulbesuch arbeitete er als Mechaniker, wurde im Ersten Weltkrieg verletzt, besuchte 1918/19 eine Schauspielschule, studierte ab 1919 Bildhauerei (u.a. auch bei Anton Hanak) und war von 1923 bis 1928 als politischer Karikaturist unter dem Pseudonym "Chat roux" ("Rote Katze") zunächst für den "Abend", ab 1924 v.a. für die Arbeiter-Zeitung tätig. Ab 1927 wandte er sich verstärkt der Bildhauerei zu.

Von Siegfried Charoux stammt u.a. das "Fries der Arbeit" am Zürcher Hof. Viele der vor seiner Emigration geschaffenen Werke haben sich jedoch nicht erhalten, darunter auch das erste Lessing-Denkmal am Judenplatz, das 1932 vollendet, 1935 enthüllt und 1939 von den Nationalsozialisten abgetragen und zerstört wurde.

Charoux emigrierte aus politischen Gründen bereits 1935 nach England und betätigte sich später in verschiedenen Exilorganisationen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Charoux so wie viele andere deutschsprachige Emigranten auf der Isle of Man interniert.

1946 erhielt er die britische Staatsbürgerschaft, wurde 1949 korrespondierendes Mitglied der "Royal Academy of Arts" und unterrichtete an der "Royal Academy Sculpture School".

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Nach Kriegsende gestaltete Charoux, der weiterhin eng mit Österreich verbunden war, mehrere Auftragsarbeiten, darunter auch ein neues Lessing-Denkmal, welches allerdings erst 1981 wieder auf dem Judenplatz aufgestellt wurde, sowie das 1957 enthüllte Denkmal für Hugo Breitner im Hugo-Breitner-Hof.

1977 wurde der Siedfried-Charoux-Weg in Penzing nach ihm benannt. Im selben Jahr erhielt Charoux ein Ehrengrab am Zentralfriedhof. Das 1982 eröffnete Charoux-Museum in Langenzersdorf besitzt neben etwa 250 Exponaten auch den gesamten künstlerischen Nachlaß (Plastiken, Modelle, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Erinnerungsgegenstände und Dokumente).

Werke (Auswahl): "Fries der Arbeit" am Zürcher-Hof, 1930; Hugo-Breitner-Denkmal beim Hugo-Breitner-Hof, 1956; Richard-Strauss-Denkmal "Die Lauschenden" für den Richard-Strauss-Hof, 3., Am Modenapark, 1958; Bertha-von-Suttner-Denkmal "Die Waffen nieder!" für den Bertha-von-Suttner-Hof, 1959; Zweites Lessing-Denkmal, 1962-65, seit 1981 am Judenplatz.
Literatur: Hans Kurt Groß, Die Wiener Jahre des Karikaturisten und Bildhauers Siegfried Charoux, 1997; Christian Waltl, Siegfried Charoux, ein Bildhauer im englischen Exil, 1997; Inge Podbrecky, Rotes Wien, 2003.