Brotfabrik

16., Hasnerstraße 123

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Die ehemalige Brotfabrik in der Hasnerstraße wurde in den Jahren 1908 bis 1910 von den Architektenbrüdern Franz und Hubert Gessner als Bäckerei für den "Ersten Wiener Consumverein" errichtet. Diese am 20. März 1862 gegründete Konsumgenossenschaft ging auf eine Idee von Eisenbahnfunktionären zurück und war ursprünglich nur Beamten vorbehalten. Der Konsumverein hatte bereits 1883 eine erste Brotfabrik in der Hasnerstraße errichtet. Das neue Fabriksgebäude stellte eine Erweiterung dar und umfasste auch eine Kaffeerösterei, eine Verpackungshalle und Lagerräume für Konsumgüter aller Art.

Der frühe Stahlbetonskelettbau war mit einer verfliesten Fassade bekleidet und wurde nach den damals fortschrittlichsten Kriterien geplant. Produktionstechnisch bedeutete das "von oben nach unten", d.h. vom unter dem Dach gelegenen Mehllager bis ganz hinunter zur Backstube. Auch den hygienischen Rahmenbedingungen wurde in dieser Großbäckerei, deren Tagesproduktion sich auf rund 18.000 Kilogramm belief, besonderes Augenmerk geschenkt.

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Mit ihrer repräsentativen Jugendstilfassade gilt die "Brotfabrik" heute als ein Schlüsselbau der Wiener Architekturgeschichte. Bevor man ihren Wert erkannte und sie unter Denkmalschutz stellte, stand die Fabrik viele Jahre lang leer und war zeitweise bereits zum Abriss bestimmt.

Von 1999 bis 2001 wurde der Bau im Rahmen eines umfassenden Revitalisierungsprozesses als Wohn- und Bürogebäude zu neuem Leben erweckt, wobei der repräsentative industrielle Charakter des Gebäudes auch nach den Umbaumaßnahmen erhalten blieb. Für die Generalsanierung und Neustrukturierung zeichnete eine private Einzelinitiative – gemeinsam getragen und umgesetzt von Hans Christoph List, Wilfried Kallinger und dem österreichisch-luxemburgischen Architekturbüro Hermann & Valentiny – verantwortlich.

Literatur: Zur Erinnerung an das 50-jährige Bestehen des Ersten Wiener Consumvereines, 1912.