Brenner-Wohnung

15., Rauchfangkehrergasse 26 / Heinickegasse 1

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Erst vor kurzem wurde Anton Brenners kleine Wiener "Wohnmaschine" aus den 1920er Jahren wieder entdeckt – und nun kann die Musterwohnung in der von Brenner noch während seiner Ausbildung geplanten Wohnhausanlage, 15., Rauchfangkehrergasse 26, einem kleinen, sehr konstruktivistisch und modern wirkenden Bau, auch besichtigt werden. 38 Quadratmeter standen dem jungen Architekten als durchschnittliche Wohnungsgröße im sozialen Wohnbau zur Verfügung. In der Rauchfangkehrergasse führte Brenner vor, wie auf einer so kleinen Wohnfläche eine bestmögliche Raumnutzung erzielt werden kann.

Zunächst wurden mit Hilfe eines Stahlbetonskeletts die Mittelwände der gegeneinander versetzten Wohnungen in Pfeiler aufgelöst; die sich dadurch ergebenden Nischen konnten für Einbauschränke und -kästen genützt werden. Weitere Schränke ersetzten als Raumteiler die Zwischenwände innerhalb der Wohnung.

Die Betten mit einschwenkbaren Nachttischchen konnten untertags eingeklappt werden, und das ein Quadratmeter große WC fungierte gleichzeitig auch als Dusche. Kleiderablage und Schirmständer, Schmutzwäschekiste und Bügelbrett, alles hatte seinen fixen Platz, jeder der vielen alltäglichen Bewegungsabläufe des Wohnens war minutiös geplant.

Besonders deutlich wird dies bei der nur vier Quadratmeter großen Einbauküche, die bis ins Kleinste funktional durchdacht und sogar mit einem zentralen Müllschlucker ausgestattet war. Mit ihr hat sich ein direkter Vorläufer der berühmten "Frankfurter Küche" erhalten, mit der die Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, Assistentin von Anton Brenner, wenige Jahre später die Küche als Arbeitsraum revolutionieren sollte.

Nach ihrer Fertigstellung durfte die Wohnung von Anton Brenner sogar öffentlich besichtigt werden und schaffte es bis auf das Titelblatt der "Illustrierten Kronen Zeitung". Dem Umstand, dass Brenner selbst diese Wohnung bezogen hatte und lange Zeit mit seiner Familie dort wohnte, ist es wohl zu verdanken, dass der Prototyp dieser Kleinstwohnung bis heute weitgehend erhalten geblieben ist.

Der Wiener Verein "Zeit!Raum" hat mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes und der Kulturabteilung der Stadt Wien die behutsame Sanierung und Renovierung der Wohnung in der Rauchfangkehrergasse durchgeführt und sie nun gegen Voranmeldung öffentlich zugänglich gemacht.