Arbeiter-Symphoniekonzerte

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Eine Beethoven-Sinfonie ist ewig, ist revolutionär, und Goethes Iphigenie ist es auch. Danach haben wir unsere Kunstpolitik gerichtet, nicht nach dem, was sich für modern oder revolutionär schon deshalb hält, weil es dieses Wort ausspricht oder sich so gebärdet. Der Sozialismus, der sich als Träger der Zukunft fühlt, seiner Sendung sich bewusst ist, wird allemal die Kunst wählen, die in die Zukunft weist, auch wenn sie in vergangener Zeit entstanden ist; er wählt die Zukunft und nicht die Gegenwart. David Josef Bach

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Die Arbeiter-Symphoniekonzerte standen am Beginn der Sozialdemokratischen Kunststelle. Das erste Konzert fand am 29. Dezember 1905 auf Initiative David Josef Bachs im Großen Musikvereinssaal statt und wurde zu einem unvergesslichen Ereignis mit großer Symbolkraft: Die Wiener Arbeiterschaft hatte zum ersten Mal den Zugang zu den Stätten und den Inhalten bürgerlicher Musikkultur errungen.

Am Höhepunkt der Konzerttätigkeit vor dem Ersten Weltkrieg besuchten über 10.000 Menschen jährlich die Veranstaltungen, die auch in anderen Sälen, v.a. in den großen Arbeiterheimen, geboten wurden.

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Von 1922 bis 1934 leitete Anton Webern, der als Dirigent beim Österreichischen Rundfunk auch für die "Neue Musik" zuständig war, die Wiener Arbeiter-Symphoniekonzerte und ab 1923 den Arbeitersingverein. Besonders großer Beliebtheit erfreute sich die Musik Gustav Mahlers, der durch die Arbeiter-Symphoniekonzerte zum meistaufgeführten neueren Komponisten avancierte.

Das letzte Konzert der Reihe fand übrigens am 11. Februar 1934 wiederum im Großen Musikvereinssaal statt.

Nach Kriegsende gab es den eher unbeholfenen Versuch, mit den "Gemeindebaukonzerten" der Wiener Symphoniker die Tradition der Arbeiter-Symphoniekonzerte wiederzubeleben. Ideologische Gegner malten damals bereits das Horrorszenario an die Gemeindebauwände, dass das Orchester im Falle seiner "Eingemeindung" vorwiegend im Karl-Marx-Hof, im Arbeiterstrandbad oder bei Parteitagen auftreten würde.

Heute verbindet das alljährlich stattfindende "Filmfestival am Rathausplatz" mit über 10.000 Besuchern täglich mühelos volksfestartige Lebensfreude mit hochkarätiger, "ernster Musik".