Arbeiter-Abstinentenbund

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Der Alkohol stellte schon lange vor der Entwicklung der Arbeiterbewegung ein ernstes Problem der Arbeiterklasse dar. Viele Arbeiter flohen aus ihren elenden Wohnungen regelmäßig in die Wirtshäuser und suchten im Alkohol Trost für ihre tristen Lebensverhältnisse. Vieles von dem kargen Lohn, der ohnedies kaum zum Leben reichte, blieb auf diese Weise im Wirtshaus, und die Familien versanken noch tiefer im Elend.

Die Arbeiterbewegung sah deshalb im Kampf gegen den Alkohol von Anfang an eine wichtige Aufgabe. Der Victor Adler zugeschriebene Ausspruch Der denkende Arbeiter trinkt nicht und der trinkende Arbeiter denkt nicht wurde zur Leitlinie des sozialdemokratischen Arbeiter-Abstinentenbundes, der sich um Aufklärung, aber auch um Hilfe für Alkoholiker und deren Angehörige bemühte.

Der Arbeiter-Abstinentenbund wurde am 19. November 1905 im Arbeiterheim Favoriten gegründet und fasste einige bereits bestehende Einzelvereine in ganz Österreich zusammen.

Auch Stadtrat Julius Tandler war ein erbitterter Gegner des Alkohols, und auch er setzte v.a. auf Aufklärung und Behandlung. Unter seiner Ägide wurde 1922 die Trinkerheilstätte "Am Steinhof" gegründet, 1925 auch eine eigene Trinkerfürsorgestelle eingerichtet.

Unter der Leitung von Richard Fröhlich, Rudolf Wlassak, Oskar Kunz und Anton Hölzl wirkte der Verein bis zum Verbot durch die Austrofaschisten im Jahr 1934. Das Sekretariat befand sich in der Seidengasse 15 in Neubau.

1946 wurde der Arbeiter-Abstinentenbund durch den späteren langjährigen Obmann Johann Neubauer sowie Leo Deutsch und Anton Rot wiederbegründet. Der erste Vereinssitz befand sich in einem Kellerlokal, 15., Benedikt-Schellinger-Gasse 21.

1948 zog der Verein ins Bezirkssekretariat der SPÖ Fünfhaus, 15., Hackengasse 13, ein. Hier befand sich nun auch die Redaktion der Zeitschrift "Der Abstinent" (1902–1934; 1946–1972) und des Nachfolgeorgans "A-Report". Seit 1974 firmiert der Arbeiter-Abstinentenbund unter dem Namen Österreichische Aktion für 0,0 Promille; die "Gruppe abstinenter Kraftfahrer" wurde in den ARBÖ übergeleitet. Der Verein befasst sich nun auch mit anderen Suchtproblemen.

Publikation: A-Report: Zeitschrift für 0,0 Promille / Arbeiterabstinentenbund in Österreich, 1973–1989; 1995–2000. 1990–1994 nicht erschienen. Mit 2000 eingestellt.

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